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Bundespräsident eröffnet Schau über Wortmagier Rilke in Marbach

Bei der Eröffnung der Ausstellung zu Rainer Maria Rilke outet sich Bundespräsident Steinmeier als Fan. Für ihn ist der Wortmagier nicht nur ein Dichter der Moderne – sondern auch der Hoffnung.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Rainer Maria Rilke (1875-1926) als einen “Wortmagier” voller Musikalität gewürdigt. Rilke sei einer der ganz großen Dichter des Deutschen, der “unsere Sprache wie kaum ein anderer so wunderbar zum Klingen bringen konnte”, sagte Steinmeier in einer Videoansprache zur Eröffnung der Rilke-Schau am Donnerstag in Marbach. Steinmeier nahm wegen eines Staatsbesuchs in Großbritannien und Nordirland nicht persönlich an der Eröffnungsveranstaltung teil. Er will die Ausstellung am 11. Dezember besuchen.

Für Steinmeier zeigt der Titel der Schau “Und dann und wann ein weißer Elefant. Rilkes Welten” aus dem Gedicht “Das Karussell” in einem einzigen Vers dessen Wortkunst. Rilkes sei nicht nur ein Dichter der Moderne, sondern auch des Advents im Sinne von Sehnsucht und Hoffnung. Es gelte, seine vielen Menschen bekannten “unsterblichen Zeilen” als Kulturerbe zu schützen und zu bewahren, so der Bundespräsident. Der politische Auftrag von Kulturpolitik bedeute, möglichst vielen Menschen zu ermöglichen, großer Kunst zu begegnen.

Für Baden-Württembergs Kunstministerin Petra Olschowski (Grüne) gibt die Schau eine Gelegenheit, Rilke wiederzuentdecken oder neu kennenzulernen. Der Arbeitsprozess des “Sprachkomponisten” werde erfahrbar und damit der Mensch hinter dem Werk. Vor allem Rilkes Kunstverständnis habe sie beeindruckt. Rilke habe die bildende Kunst als Augenöffner empfunden, durch die er das Sehen gelernt habe, wie er selbst bekannt habe.

Olschowski erinnerte wie auch die Direktorin des Deutschen Literaturarchivs, Sandra Richter, an den Erwerb des privaten Nachlasses, des Rilke-Archivs Gernsbach, im Jahr 2022. Der Rilke-Nachlass sei nun erschlossen und werde der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Bei der Eröffnung las auch der deutsche Schauspieler und Träger des Iffland-Rings, Jens Harzer, aus Rilkes Roman “Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge”. Die US-Schriftstellerin Joy Williams schilderte ihre Sicht auf Rilke.

Die multimediale Ausstellung ist bis 21. Januar 2027 im Literaturmuseum der Moderne des Deutschen Literaturarchivs zu sehen. Sie zeigt mit mehr als 300 Exponaten auf rund 800 Quadratmetern Ausstellungsfläche verschiedene Facetten des Schriftstellers.

Manuskripte, Briefe, Notizbücher, Skizzen, Bücher und Bilder beleuchten seine literarischen wie sozialen Welten. Die Ausstellung bildet den Auftakt des Rilke-Jubiläumsjahres: Sein 150. Geburtstag wird am heutigen 4. Dezember begangen, sein 100. Todestag am 29. Dezember 2026. Im Deutschen Literaturarchiv befindet sich nach eigenen Angaben eine der weltweit bedeutendsten Rilke-Sammlungen.