Das Interesse an Stasi-Unterlagen bleibt groß. Im vergangenen Jahr registrierte das Bundesarchiv 29.064 Bürger-Anträge auf Akteneinsicht, wie die Behörde am Mittwoch in Berlin mitteilte. 2021 wurden noch 30.603 Anträge auf Akteneinsicht gestellt, rund 1.500 mehr als im Jahr danach. Zuerst hatte das Redaktions-Netzwerk Deutschland darüber berichtet.
Nach der Auflösung der Stasi-Unterlagenbehörde 2021 wurden die Bestände des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit in das Bundesarchiv überführt. Die Stasi-Unterlagen sind derzeit auf 13 Archiv-Standorte verteilt. In der Summe finden sich dort mehr als 111 Kilometer Akten.
Mehr als sieben Millionen Anträge
Seit Beginn der Arbeit des Stasi-Unterlagen-Archivs Ende 1990 sind bis Ende 2022 genau 7.438.829 Ersuchen und Anträge eingegangen, darunter knapp 46 Prozent Anträge von Bürgerinnen und Bürgern. Dreiviertel der Bürgeranträge auf Akteneinsicht, Decknamen-Entschlüsselung oder Kopien gingen in den Außenstellen ein.
Für Sicherheitsüberprüfungen, Überprüfungen von Mitarbeitern im öffentlichen Dienst sowie Rentenangelegenheiten seien im vergangenen Jahr 7.500 Mal Akten herangezogen worden, hieß es weiter. In 2.242 Fällen ging es um Anträge auf Rehabilitation ehemals politisch Verfolgter und Wiedergutmachung.
Die SED-Opferbeauftragte beim Bundestag, Evelyn Zupke, sagte dem RND: „Das große Interesse an der Akteneinsicht zeigt eindrucksvoll, dass dieser Teil unserer Geschichte bis in die Gegenwart hineinwirkt.“ Viele Menschen setzten sich erst jetzt, im höheren Lebensalter, mit ihrer eigenen Biografie näher auseinander – „oft bei Renteneintritt oder weil Kinder und Enkel danach fragen“.