Zu den Folgen des Klimawandels für die Nord- und Ostsee gehören höhere Wassertemperaturen, häufigere Hitzewellen, steigende Meeresspiegel und höhere Sturmfluten. So seien die Wassertemperaturen in der Nordsee in diesem Sommer auf den höchsten Stand (durchschnittliche Oberflächentemperatur 15,8 Grad) seit Beginn der Messungen des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) 1969 gestiegen, teilte das BSH am Dienstag mit. Auch die Ostsee verzeichnete regionale Höchstwerte mit durchschnittlich 16,9 Grad im Sommer. „Langfristig erwärmt sich die Ostsee schneller als die Nordsee“, sagte Kerstin Jochumsen, Leiterin der Abteilung Meereskunde beim BSH. „Seit 1969 stieg die Temperatur der Nordsee um 1,2 Grad, die der Ostsee seit 1990 um 1,9 Grad.“
Eine Umkehr dieses Trends sei nicht in Sicht, sofern Treibhausgasemissionen nicht reduziert würden. Das habe „weitreichende Folgen“: Die Meeresspiegel an Nord- und Ostsee stiegen weiter an, dadurch erreichten auch Sturmfluten höhere Wasserstände, erklärte BSH-Präsident Helge Heegewaldt. Ursachen für den steigenden Meeresspiegel seien die Ausdehnung des Wassers bei höheren Temperaturen und das Abschmelzen von Gletschern und Eisschilden. In Cuxhaven stieg der Meeresspiegel beispielsweise seit 1900 um über 25 Zentimeter, in Warnemünde um mehr als 20 Zentimeter.
„Mit dem steigenden Meeresspiegel steigt auch das Ausgangsniveau für Sturmfluten, die an den deutschen Küsten zunehmend höher auflaufen. Damit erhöht sich auch das Risiko, dass es bei Sturmfluten zu mehr Schäden kommt“, sagte Jennifer Brauch, Leiterin der Unterabteilung Vorhersagedienste beim BSH. So stieg das Wasser nach einer Sturmflut an der Ostsee im Oktober 2023 in Flensburg auf 2,27 Meter über dem mittleren Wasserstand, das sei ein Höchstwert seit 1872.
Außerdem rechne das BSH aufgrund der steigenden Wassertemperaturen mit häufigeren marinen Hitzewellen. Diese Extremereignisse dauern mindestens fünf Tage an und würden die Meeresumwelt mit ihren ungewöhnlich hohen Temperaturen unter Druck setzen. So beobachtete da BSH im Frühjahr dieses Jahres eine 55-tägige Hitzewelle in der Kieler Förde.
Das BSH überwacht den Zustand der deutschen Meeresgewässer in Nordsee und Ostsee und betreibt den Wasserstandsvorhersage- und Sturmflutwarndienst für die deutschen Küsten. Weitere Erkenntnisse zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Nord- und Ostsee präsentiert das BSH am 24. und 25. September beim „ExtremWetterKongress“ in der HafenCity Universität Hamburg.