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Bund Naturschutz: Keine Ausnahmen beim Wassercent

Der Bund Naturschutz (BN) fordert, beim in Bayern geplanten Wassercent keine Ausnahmen zu machen. Auch der Energiesektor, die Industrie und die Landwirtschaft sollen nach BN-Plänen Entgelte für die Nutzung von Trinkwasser bezahlen, sagte Wasserexpertin Christine Margraf am Freitag bei einem digitalen Pressegespräch. Für die Grundbedürfnisse im privaten Eigenbedarf seien 100 Kubikmeter Wasser pro Jahr und Haushalt vorgesehen. Für eine darüber hinausgehende Nutzung solle der sogenannte Wassercent für Grundwasser in Höhe von 0,07 Euro pro Kubikmeter bezahlt werden. Das ergebe nach BN-Rechnungen für einen Haushalt mit vier Personen Mehrkosten von rund 15 Euro pro Jahr.

Für die Entnahme von Tiefengrundwasser sieht der BN 0,10 Euro pro Kubikmeter und eine Anhebung des Preises ab 2030 und 2035 vor. Privatwirtschaftliche Unternehmen sollen mit einem Euro pro Kubikmeter deutlich mehr zahlen. Für die Entnahme aus Oberflächengewässern, zum Beispiel als Kühlwasser oder für die Wasserkraftnutzung, schlägt der BN deutlich niedrigere Entgelte vor, die ebenfalls gestaffelt werden sollen.

„In Bayern werden 90 Prozent des Trinkwassers aus dem Grundwasser gewonnen“, sagte Margraf. Aufgrund des Klimawandels sinke aber die Grundwasserneubildung stark und sei im Vergleich zum Zeitraum 1971 bis 2000 inzwischen um 17 Prozent zurückgegangen. Der Wassercent sei eine zentrale Möglichkeit, die Grundwassernutzung zu lenken.

Dass auch für die Landwirtschaft keine Ausnahmen gelten sollen, begründet der BN damit, dass die Wassernutzung in diesem Bereich ebenfalls aufgrund des Klimawandels enorm steigen werde. In der Holledau sei bereits jetzt in großem Maßstab eine Bewässerung für das gesamte Hopfenanbaugebiet geplant. Mit dem Wassercent könnte zum ersten Mal systematisch die Wassernutzung durch die Landwirtschaft erfasst werden, da für diesen Bereich bisher nur Schätzungen vorlägen. Der Verbrauch soll nach Plänen des BN in allen Bereichen beispielsweise über Wasserzähler automatisch überwacht werden.

Vor dem Pressegespräch hatten die Landtagsfraktionen von CSU und Freien Wähler darauf hingewiesen, dass man gerade an einem gemeinsamen Entwurf zum Wassercent arbeite und für Montag ohnehin Gespräche mit den Naturschutzverbänden geplant seien. Der BN-Vorsitzende Richard Mergner kritisierte allerdings, dass es keine schriftlichen Vorlagen gebe. Daher hätten die Verbände keinerlei Einblicke in die Pläne der Koalitionsfraktionen. „Für uns ist zentral wichtig, dass hier eine möglichst schnelle Einigung erfolgt“, sagte Mergner. (00/3027/11.10.2024)