Ein Weihnachtsmarkt auch für den kleinen Geldbeutel, auf dem alle Besucher sich selbst oder ihren Kindern eine Freude machen können: Das dritte Jahr in Folge hat die evangelische Kirche in Heinsberg bei Aachen zu einem sozial inklusiven „Weihnachtsmarkt der Herzen“ rund um die evangelische Christuskirche eingeladen. Das Konzept sei ein Erfolg, sagte Gemeindepfarrer Sebastian Walde dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Wir erreichen alle Zielgruppen – die gut situierten Bürger ebenso wie die Menschen, die sich normalerweise einen Weihnachtsmarktbummel kaum leisten können.“
Durch viel ehrenamtlichen Einsatz seien Glühwein und Würstchen sehr günstig. Wer Menschen mit weniger Geld unterstützen will, kann zudem für eine „Bonkasse der Herzen“ spenden, damit auch ärmeren Menschen Genuss und Gemeinschaft ermöglicht werden.
Das Angebot an drei Adventswochenenden sei während der Energiekrise 2022 spontan entstanden, berichtete Walde. Viele Bürger seien damals von den gestiegenen Energiepreisen betroffen und bedrückt gewesen. Die Gemeinde habe ihre Kirche als „Warme Stube“ geöffnet und einen kleinen Weihnachtsmarkt aufgebaut. Schon damals habe die „Bonkasse der Herzen“ sehr große Dankbarkeit von Menschen mit wenig Geld ausgelöst, erinnert sich der Pfarrer, der auch Vorsitzender der Tafel Heinsberg ist.
Walde legt Wert darauf, dass Besucherinnen und Besucher rund um die Christuskirche alles finden können, was typisch für Weihnachtsmärkte ist. Neben Wurst, Waffeln und Winzerglühwein habe es auch eine Theke mit Kaffee und Kuchen in der Kirche gegeben, die besonders Seniorinnen und Senioren geschätzt hätten. Kindergärten, Schulen und Chöre zeigten nach seinen Worten auf einer kleinen Bühne Musik- und Tanzdarbietungen. Marktbesucher konnten zudem von Gemeindegruppen gebastelte kreative Dinge für den Gabentisch erwerben.
Anfangs habe es noch eine unsichtbare Barriere um die Kirche gegeben, heute wisse jeder in Heinsberg: Der „Weihnachtsmarkt der Herzen“ sei für alle da. Viele Menschen suchten förmlich danach, etwas zu tun, das Anderen unmittelbar und ohne Umwege zugutekomme, und füllten die Kasse mit den Spendenbons. Bei manchen ärmeren Menschen gebe es aber nach wie vor eine „Schamschwelle“, darauf zuzugreifen, hat Walde beobachtet. Einigen Kunden der Tafel habe er daher die Bons im Vorfeld „diskret zugesteckt“.
Unterstützt wird die Kirchengemeinde inzwischen aus der gesamten Stadt: So sammeln etwa Biker-Gruppen oder Rotarier für die Spendenkasse. Zu den 60 freiwilligen Helfern gehörten neben Leuten aus der Gemeinde und der Tafel auch Aktive aus Karnevals- und Schützenvereinen.
Der Zulauf zu dem kirchlichen Weihnachtsmarkt wächst beständig. Besonders am dritten Adventssonntag sei die Kirche mit zeitgleich 200 Gästen randvoll gewesen, berichtete der Pfarrer. Auch zwischen den Buden war es nach seinen Worten „sehr, sehr eng“. Dank der Spendenbereitschaft habe man trotz der günstigen Preise an den drei Wochenenden einen Erlös von rund 10.000 Euro erwirtschaften können, den die Gemeinde nun der Heinsberger Tafel zur Verfügung stellt.