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Brüssels Erzbischof Luc Terlinden

Papst Franziskus reist Ende September nach Luxemburg und Belgien. Anlass ist das 600. Bestehen der seit Jahrzehnten geteilten Universität Löwen. In Brüssel wird er von einem empfangen, der selbst dort studiert hat.

Der Brüsseler Erzbischof Luc Terlinden (55) ist zwar erst ein Jahr im Amt, doch gilt der dynamisch wirkende Geistliche als Kirchenmann mit Zukunft – nicht nur, weil er direkt vom Generalvikar zum Leiter des Hauptstadtbistums befördert wurde. Er studierte an der Katholischen Universität Löwen in Louvain-la-Neuve, einer der beiden Hochschulen, die Papst Franziskus besuchen wird; allerdings nicht etwa Theologie.

Geboren wurde Terlinden am 17. Oktober 1968 im Brüsseler Stadtteil Etterbeek als jüngstes von sieben Kindern. Nach dem Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der Katholischen Uni Louvain-la-Neuve 1991 unterrichtete er das Fach auch kurze Zeit in seiner Heimatstadt. Seinen Militärdienst leistete der Offizier der Reserve im nordrhein-westfälischen Siegen.

1993, mit 24, trat Terlinden ins französischsprachige Priesterseminar Mechelen-Brüssel ein. Nach der Priesterweihe 1999 entschied er sich zum Weiterstudium in Rom, wo er 2005 einen Doktortitel in Moraltheologie erwarb.

Als Pfarrer im wallonischen Louvain-la-Neuve und ab 2010 in Brüssel engagierte er sich vor allem in der Jugend- und Studierendenseelsorge. Später leitete er das Priesterseminar Mechelen, das er selbst besucht hatte, und lehrte Moraltheologie in Namur. 2021 machte ihn Kardinal Jozef De Kesel zum Generalvikar der Hauptstadtdiözese und damit zu seiner rechten Hand. Im Juni 2023 ernannte ihn Papst Franziskus zum Nachfolger De Kesels.

Als bischöfliches Motto wählte Terlinden “Fratelli tutti”, Titel der päpstlichen Sozialenzyklika von 2020, und Zitat aus dem Matthäus-Evangelium, dass alle Brüder – beziehungsweise Geschwister – seien. Der drahtig wirkende Terlinden betreibt Rad-, Berg- und Wintersport, ist Anhänger des Brüsseler Fußball-Erstligisten RSC Anderlecht und Besitzer eines Dackels namens Oscar.

Sein Vorgänger De Kesel (77) hatte in seiner achtjährigen Amtszeit versucht, einer Kirche mit sinkendem Ruf neue Türen zum Dialog mit der Gesellschaft zu öffnen. Mit seiner Forderung, die Kirche solle auch gleichgeschlechtliche Paare öffentlich segnen, nahm er die Vatikan-Erklärung “Fiducia Supplicans” vom Dezember 2023 praktisch vorweg.

Mit der Ernennung Terlindens folgte Papst Franziskus der Tradition, abwechselnd einen Flamen und einen Frankophonen zum Erzbischof von Brüssel zu machen. Dass die nach zahlreichen Missbrauchsskandalen schwer angeschlagene katholische Kirche in Belgien noch lange nicht am Ende ist, erlebte Terlinden kurz vor dem Papstbesuch: Erfreut konnte er bekannt geben, dass die Eintrittskarten für die große Papstmesse im Fußballstadion am 29. September schon nach weniger als zwei Stunden restlos ausverkauft waren. Zuvor war geunkt worden, der Papst werde in Brüssel möglicherweise vor halbleeren Rängen predigen müssen.