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Brüdergemeinde Korntal: Studie belegt Missbrauch über Jahrzehnte bis in die 1980er Jahre

Stuttgart – Die Evangelische Brüdergemeinde Korntal hat eingeräumt, dass in ihren Einrichtun-gen jahrzehntelang Kinder Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch geworden sind. Bei der Präsentation eines rund 400 Seiten umfassenden Aufklärungsberichts der früheren Frankfurter Richterin Brigitte Baums-Stammberger und des Marburger Erziehungswissenschaftlers Benno Hafeneger bat der Vorsteher der Gemeinde, Klaus Andersen, in Stuttgart um Vergebung. Die Ergebnisse der Studie seien erschütternd. Die Zahl der betroffenen Kinder im untersuchten Zeitraum von 1949 bis in die 1980er Jahre liegt demnach bei insgesamt bis zu 300.
Baums-Stammberger sprach von einem „erheblichen Maß physischer, psychischer und sexueller Gewalt“ bis hin zur Vergewaltigung. Sie berichtete von 81 Tätern, davon acht Intensivtätern. 56 der 105 Gewaltopfer, die sich für Interviews zur Verfügung stellten, berichteten, am schlimmsten hätten sich neben einem langjährigen Hausmeister, der mindestens 30 Kinder zu sexuellen Handlungen gezwungen habe, ein Stallmitarbeiter, ein Bäcker und ein Kinderarzt an den Schutzbefohlenen vergangen. Vor rund vier Jahren wurden die ersten Fälle öffentlich. Inzwischen zahlte die Brüdergemeinde „Anerkennungsleistungen“ von bis zu 20 000 Euro.
Die 1819 gegründete Brüdergemeinde ist über Verträge mit der Landeskirche in Württemberg verbunden.epd/KNA/UK