ROTTENBURG – Kirchliche Medien-experten kritisieren die angekündigte Einstellung der Bistumszei-tungen Fulda, Limburg und Mainz. Der katholische Medienbischof Gebhard Fürst sagte auf Anfrage in Rottenburg, Bistumszeitungen seien eine „wichtige Säule der Kommunikation“ zwischen Kirche und Gläubigen.
Auch der Katholische Medienverband (KM.) bedauerte die Ankündigung der drei Bistümer, aus wirt-schaftlichen Gründen und wegen dramatischer Auflagenrückgänge ihre Bistumszeitungen nur noch bis Ende 2023 weiterzuführen. Es handele sich um eine „fast kurzschlüssige Handlung“, die nicht in die Zukunft weise, sagte der KM.-Vorsitzende Ulrich Peters in Ostfildern. Bei einer Auflage von 21 000 Exemplaren und einer gut doppelt so großen Leserschaft gehe der Kirche eine große Kontaktfläche verloren.
Zwar komme Online- und Audioformen in der kirchlichen Kommunikation eine wachsende Bedeutung zu, sagte der Vorstand der Schwabenverlag AG und der Verlagsgruppe Patmos. „Doch der Wert von Print ist nicht zu unterschätzen“, so Peters. Notwendig sei ein integratives Modell, das auf Basis der traditionellen Medien neue Formate entwickle. Die für Ende 2023 angekündigte Einstellung der Blätter nannte Peters eine „brandgefährliche Nachricht“. Damit werde ein „Misstrauen in die eigenen Möglichkeiten“ in den Markt kommuniziert.
Öffentlichkeitsarbeit und PR reichen nicht
Der Redaktionsleiter der drei auslaufenden Kirchenzeitungen, Johannes Becher, sagte, Kirche dürfe nicht nur auf Öffentlichkeitsarbeit und PR setzen. Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer der Verlagsgruppe Bistumspresse, Ulrich Waschki. Journalistische Produkte, die sich in erster Linie dem Leser verpflichtet sähen und ein Forum für Meinungen böten, drohten in vielen Bistümern unter die Räder zu kommen. Es gelte, die klassischen Titel so lang wie möglich zu halten, um andere Medienformate zu entwickeln. Dem wirtschaftlichen Druck sei mit mehr Kooperation zu begegnen. Die in der Verlagsgruppe zusammengeschlossenen Verlage produzieren die Wochenzeitungen für elf der 27 deutschen Diözesen, darunter die drei auslaufenden Bistumszeitungen.
Der Eichstätter Kommunikationswissenschaftler Christian Klenk erwartet weitere Einstellungen bei der katholischen Presse. „Die Kirchenzeitungen erleben seit Mitte der 1960er Jahre einen kontinuierlichen Auflagenschwund“, sagte er auf Anfrage. Die Zahl der Katholikinnen und Katholiken gingen ebenso zurück wie die Kirchenbindung. Zudem informierten sich junge Menschen vor allem im Internet. Versuche, sie über spezielle Kirchenzeitungsseiten zu begeistern, seien gescheitert.
Ein Zukunftsansatz ist laut Klink das Essener Bistumsmagazin „Bene“, das die Kirchenzeitung er-setzt habe. Mit dem kostenlosen Heft könne sich die Kirche mehrfach im Jahr regelmäßig ins Gedächtnis der breiten Masse bringen. KNA