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Bonhoeffer … mitkommen!

Am 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer im Konzentrationslager Flossenbürg ermordet. Von Veit Hoffmann

Von Veit Hoffmann

Gott gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid. Epheser 1,18

Der achte April 1945 war ein Sonntag. In einer Schulklasse in Schönberg im Bayerischen Wald hatten sich unter SS-Bewachung stehende Gefangene zu einem Gottesdienst versammelt. Als der 39jährige Dietrich Bonhoeffer das Schlussgebet gesprochen hatte, ging die Tür auf. Zwei Zivilisten traten ein: „Gefangener Bonhoeffer, mitkommen!“Mitkommen … alle wussten, was damit gemeint war: das Schafott, die Hinrichtung, der Tod. Bevor Bonhoeffer dem Befehl folgte, verabschiedete er sich bei seinen Mitgefangenen. Zu dem englischen Captain Payne Best sagte er: Das bedeutet für mich das Ende, aber auch den Anfang.Am anderen Tag, dem neunten April, wurde er gemeinsam mit Admiral Canaris und General Oster im Konzentrationslager Flossenbürg erhängt. Vier Wochen später wurden die Tore der Hölle geschlossen. Deutschland kapitulierte.Wer war Dietrich Bonhoeffer? 1906 in Breslau geboren, in Berlin Grunewald aufgewachsen, hatte er bereits mit 16 Jahren beschlossen Theologie zu studieren. Während eines Studienjahres in New York war der junge Mann fasziniert vom Kampf der Schwarzen um Gleichberechtigung. Ein Kampf, für den Jahrzehnte später der Name des Pastors Martin Luther King zum Sinnbild wurde.Als Hitler die Macht übernahm, war Bonhoeffer siebenundzwanzig Jahre alt. In einem Radiobeitrag des Berliner Rundfunks kritisierte er die Sehnsucht des Volkes nach einem starken Mann. Die Sendung wurde abgebrochen. Zehn Jahre später wurde er, der bereits Schreib- und Redeverbot erhalten hatte, wegen seiner Mitarbeit in der Widerstandsbewegung in das Militärgefängnis Tegel gebracht. Als Pastor unter Gefangenen verbrachte er dort die Zeit betend, schreibend, tröstend – und wurde auch von einigen Wärtern geachtet. Manche von ihnen schmuggelten seine Gedichte und Briefe und Aufsätze aus dem Gefängnis heraus.Doch es folgten weitere Stationen des Leidens: Prinz-Albrecht-Strasse, Buchenwald, Schönberg, Flossenbürg. Stationen des Leidens, die er selbst jedoch Stationen der Freiheit nannte!Er schrieb: „Komm nun, höchstes (Oster-) Fest auf dem Weg zur ewigen Freiheit. Tod, leg nieder beschwerliche Ketten und Mauern unseres vergänglichen Leibes und unserer verblendeten Seele, dass wir erblicken, was hier uns zu sehen missgönnt ist. Freiheit, dich suchten wir lange in Zucht und in Tat und in Leiden. Sterbend erkennen wir nun im Angesicht Gottes dich selbst.“Gott als Ziel und Freiheit.Dietrich Bonhoeffer – er sah den Anfang dort, wo andere das Ende sehen.Er sah das Leben, wo andere den Tod vor Augen haben.Er sah mit den erleuchteten Augen des Herzens.Ich wünsche Ihnen gesegnete Ostern