In der U-Bahn fassen Unbekannte Verena Bentele bisweilen am Arm, weil sie der blinden Frau helfen wollen. Gut gemeint, aber nicht nötig. Was die VdK-Präsidentin selbst schafft und wo sie über Hilfe froh ist.
Verena Bentele (43), blinde, mehrfache Goldmedaillen-Gewinnerin bei den Paralympics im Biathlon, hat immer wieder mit den Tücken des Alltags zu kämpfen. Das fange schon damit an, eine Waschmaschine zu kaufen, die für blinde Menschen bedienbar sei, sagte Bentele der “Süddeutschen Zeitung” (Online). “Oder aus einem Geldautomaten Geld zu bekommen. Oder mit Karte zu bezahlen. Das Verschwinden von Tasten ist für Blinde ein großes Problem. Ich kann gar nicht zählen, wie vielen Taxifahrern ich schon meine PIN verraten habe.”
Anderseits passiert es Bentele nach eigenen Worten häufig, dass Leute sie am Arm packten, weil sie ihr in der U-Bahn helfen wollten. “Aber das schaffe ich schon, ich höre, wo die Tür ist, ich weiß, ob da eine Stufe ist. Ich habe einen Stock und kann das fühlen.” Sie wisse, dass es die Menschen gut meinten, “aber man will nicht dreimal am Tag von irgendwem am Arm geschnappt werden”.
Um Farben zu unterscheiden, habe sie ein eigenes Farberkennungsgerät, erklärte die Präsidentin des Sozialverbands VdK. Dabei handle es sich um ein kleines Gerät mit Linse, das man überall dranhalten könne. “Super, auch zum Wäschewaschen.” Außerdem habe sie eine Vorstellung von Farben, weil man diese mit Gegenständen vergleichen könne, der Sonne, dem Meer. Welche Farben ihr kleidungstechnisch stünden, sagten ihr mittlerweile nicht mehr Freunde, sondern eine Stilberaterin. Diese wisse, was zu ihr und zu ihrem Job passe.
“Wir probieren die Klamotten zusammen an, kombinieren sie, dann hänge ich mir die Outfits an eine Kleiderstange”, erläuterte Bentele ihre Vorgehensweise. Dort könne sie diese dann erfühlen oder mache sich Etiketten dran. Zugleich aber brauche sie Leute, die ihr den Spiegel machten, ob etwa die Schminke in Ordnung sei. “Beim Feedback habe ich gelernt, auf die Nuancen zu hören.”