Fröhliche Freizeit-Inseln, dem Wasser trotzende Wohntürme, schwimmende Schulklassen oder schrill-bunte Kirchen-Installationen: In der historischen Altstadt im Zentrum von Brügge in Belgien ist gegenwärtig eine spektakuläre Open-Air-Ausstellung zu sehen. Vorgestellt werden bis zum 16. September kühne, kritische und konstruktive Ideen eines gesellschaftlichen Miteinanders angesichts von Klimawandel und Flüchtlingsdrama.
Unter dem Thema „Liquid City – Flüchtige Stadt“ hat die belgische Touristenmetropole 15 Künstler und Architekten aus aller Welt eingeladen, ihre kreativen Antworten und Visionen auf die künftigen Herausforderungen urbanen Lebens zu gestalten. Brügges Bürgermeister Renaat Landuyt erklärte zur Triennale-Eröffnung: „Jährlich kommen mehr als fünf Millionen Menschen zu Besuch in unsere Stadt, um die steingewordene Vergangenheit zu sehen. Wir zeigen ihnen nun in den kommenden Monaten ungewöhnliche Blicke in die Zukunft.“
Mit einem Etat von 2,2 Millionen Euro hat Ausstellungskurator Till-Holger Borchert einen facettenreichen Kunst-Parcours entstehen lassen, der Brügge als einen vitalen und zuversichtlich erscheinenden Lebensraum vorstellt. Alle Kunstwerke sind kostenlos zu besichtigen, einige auch aktiv zu nutzen.
Das spanische Architekturbüro „Selgascano“ lädt beispielsweise auf eine schrill-bunten Pavillon-Konstruktion mitten auf dem Wasser zum Chillen und Staunen ein. Ein ähnliches Angebot macht das koreanische Architekten-Team „Obba“ mit einem schwimmenden Geflecht aus Seilen und Stahlstreben am Grachten-Ufer.
Im Altarraum des historischen Priesterseminars von Brügge haben die Kroatin Alisa Andrasek und der Mexikaner Jose Sanchez eine schrill leuchtende Installation nach digitalen Vorlagen umgesetzt, während auf einem Kanal am Rande der Altstadt der belgische Künstler Renao Nicolodi sein riesiges, betonschimmerndes Monument als mythologisches Symbol für einen „Fluss des Leidens“ vorstellt.
Mehrheitlich jedoch präsentieren sich die ganz unterschiedlichen Arbeiten als heitere und optimistische Lebens- und Überlebensentwürfe inmitten einer von Zweifeln, Umbrüchen und Unwägbarkeiten gekennzeichneten Umwelt. „Liquid City“ ist eine Hoffnung stiftende Summe verschiedener Modelle und Planspiele einer Zukunftsgesellschaft, die sich nicht aufgibt, sondern sich einfallsreich und entschlossen den Herausforderungen von morgen stellt.
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Blick in die urbane Zukunft
Eine Open-Air-Ausstellung im Stadtzentrum von Brügge zeigt kühne, kritische und konstruktive Ideen gesellschaftlichen Miteinanders angesichts von Klimawandel und Flüchtlingsdrama

Andreas Thiemann