Das Bundeskriminalamt (BKA) hat 2023 eigenen Angaben zufolge rund eine Million festgestellte Verlinkungen auf kinderpornografische Inhalte zur Löschung bei knapp 800 File-/Image-Hostern angeregt. 2022 seien es etwa 600.000 Verlinkungen gewesen, die das BKA bei über 100 Hostern zur Löschung angeregt habe, teilte eine BKA-Sprecherin dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag auf Nachfrage mit. Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) hatte am Donnerstag berichtet, deutsche Ermittler würden auf die systematische Löschung von Kindesmissbrauchs-Aufnahmen aus dem Internet verzichten. Das sei selbst dann der Fall, wenn die Aufnahmen Gegenstand von Ermittlungen gewesen seien. Auch das BKA habe das systematische, anlassunabhängige Löschen strafbarer Bilder bisher nicht umgesetzt. Das hätten Recherchen des ARD-Magazins „Panorama“ und des Formats „STRG_F“ (NDR/Funk) ergeben.
Die BKA-Sprecherin erklärte, die Bekämpfung von sexualisierter Gewalt gegen Kinder habe für das Amt „eine hohe Priorität“. Als Zentralstelle nehme das BKA die Aufgabe eines Bindeglieds zwischen in- und ausländischen Strafverfolgungsbehörden sowie die einer nationalen zentralen Auswerte- und Koordinierungsstelle für diese Behörden war. Im Rahmen dieser Aufgabe erhalte es „täglich hunderte Meldungen des National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC). Das BKA sichtet und bewertet diese Hinweise, prüft die Strafbarkeit, stellt fest, wo die Tat mutmaßlich begangen wurde, trägt die verfügbaren Daten zusammen und leitet diese an die zuständigen Strafverfolgungsbehörden in den Ländern für die weiteren Ermittlungen weiter“.
Zudem führe das BKA eigene Ermittlungsverfahren in diesem Bereich. Ein Schwerpunkt liege dabei „auf technisch anspruchsvollen Verfahren“, beispielsweise gegen Betreiber von Darknet-Plattformen. Ziel seien die strafrechtliche Verfolgung der Betreiber von Plattformen als auch deren Abschaltung. Die BKA-Sprecherin teilte mit, im Rahmen dieser Ermittlungen würden von Usern gepostete Verlinkungen auf Darstellungen von kinder- und jugendpornografischem Missbrauch „bereits während der laufenden kriminalpolizeilichen Ermittlungen mit der Anregung zur Löschung der Inhalte (Fotos und Videos) an die betreffenden nationalen und internationalen Provider (File-/Image-Hoster) versandt“. Zu Details von kriminalpolizeilichen Maßnahmen oder kriminaltaktischen Vorgehensweisen könne sie sich nicht äußern.
Dass deutsche Ermittler auf die systematische Löschung von Kindesmissbrauchs-Fotos und -Videos aus dem Internet verzichten würden, hätten Reporter von „STRGF“ und „Panorama“ in Darknet-Foren die dort verlinkten Fotos und Videos erfasst und die Links an die Speicherdienste gemeldet. Diese hätten daraufhin 300.000 Links zu Millionen Aufnahmen deaktiviert und die Daten von ihren Servern gelöscht.