80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz sieht Bischof Wilmer die Welt erneut an einem Scheideweg. Er warnt, die Lehren von Auschwitz dürften nicht verblassen – und blickt besorgt auf aktuelle politische Debatten.
Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer warnt davor, Menschen in Gruppen mit unterschiedlichem Wert aufzuteilen. Der Zeitschrift “Communio” (Januar/Februar) sagte der Bischof: “Es kann nicht sein, dass wir Menschen von der Wertigkeit und von der Würde her in Gruppen aufteilen. Alleine dieser Gedanke ist Sünde.”
Jeder Mensch sei ohne Ausnahme Ebenbild Gottes, ergänzte der Bischof. “Egal ob Inländer oder Ausländer, ungeboren oder beeinträchtigt.” 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz sei die Welt erneut an einem Scheideweg. “Hass und Intoleranz sind wieder auf dem Vormarsch. Die Lehren von Auschwitz dürfen nicht verblassen.”
Der Vorsitzende der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz erklärte, die Welt sei so komplex geworden, dass die Menschen wieder empfänglicher für simple Erklärungen und Schwarz-Weiß-Malerei geworden seien: “Hier die Inländer, da die Ausländer. Und manche reden über Begriffe wie Remigration, die eigentlich Deportation meint.” Doch einfache Lösungen würden der Komplexität “auch nur eines Menschenlebens” nicht gerecht.
Wilmer verurteilte es, dass ein Diskurs über deutsches Blut und deutschen Boden geführt werde. “Es kann nicht sein, dass öffentlich darüber nachgedacht wird, dass wir auf 20 bis 30 Prozent der Menschen in Deutschland verzichten könnten und über eine große Deportation nachdenken.”
Mit Blick auf den Krieg im Nahen Osten sagte Wilmer, es sei wichtig, die Opfer auf beiden Seiten im Blick zu haben – in Israel wie in Gaza. Antisemitismus nannte er einen Anschlag auf die Würde des Menschen. “Antisemitismus zerstört unsere Demokratie.”