Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe, Oliver Schuegraf, hat dazu aufgerufen, für die Demokratie den Meinungsstreit zu suchen. „Das direkte Gespräch ist grundlegend wichtig für das Funktionieren unserer demokratischen Gesellschaft“, sagte er am Freitagabend in Bückeburg in seinem ersten Bischofsbericht vor der Synode, dem Kirchenparlament: „Demokratie braucht den Wettbewerb und das Ringen um die Wahrheit.“
In dieses Ringen müssten sich auch die Kirchen einbringen: „Nehmen wir wahr, was außerhalb unserer Zirkel von Gleichgesinnten, was außerhalb unserer eigenen Blase passiert“, sagte der Bischof. Die Argumente des anderen abzuwägen und die eigene Meinung zu hinterfragen, sei mitunter anstrengend. „Wir als Kirche haben Erfahrung damit und können auch Räume anbieten, wo genau dies geschieht.“ Schuegraf hatte im Mai sein Amt als Landesbischof angetreten.
In seinem Bericht ging er auch auf künftige Herausforderungen seiner Landeskirche ein, etwa angesichts von Mitgliederschwund und Nachwuchsmangel bei Pastoren. Die Kirche werde zunehmend neue ehrenamtliche Formen des Verkündigungsdienstes etablieren müssen. Überhaupt seien, wie in allen evangelischen Landeskirchen, grundlegende Strukturreformen nötig. Hierfür sollten wichtige Weichen auf der Synodentagung im Juni 2025 gestellt werden, sagte er.
Eine Absage erteilte der Theologe jedoch der Idee, die fünf Landeskirchen in Niedersachsen zu einer einzigen zusammenführen. „Eine Fusion mit den anderen Landeskirchen ist für uns derzeit kein Thema.“ Er sei überzeugt, dass sich seine Landeskirche gerade als kleine Kirche den Herausforderungen stellen könne. „Denn wir sind nah dran an den Kirchengemeinden und können im echten Gespräch mit ihnen allen die Landeskirche weiterentwickeln.“
Zur schaumburg-lippischen Landeskirche gehören 22 Gemeinden mit rund 44.000 Mitgliedern. Sie ging aus einem früheren Fürstentum hervor. Unter den 20 Landeskirchen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gehört Schaumburg-Lippe zu den kleinsten.