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Bischof Meister: Nicht länger über “Genozid-Predigt” diskutieren

Unlängst sorgte ein palästinensischer Bischof für einen Eklat in Jerusalem, als er mit Blick auf den Krieg im Gazastreifen von “Völkermord” sprach. Die Debatte beschäftigt jetzt auch die Synode der Lutheraner in Dresden.

Hannovers Landesbischof Ralf Meister hält eine weitere öffentliche Diskussion der “Genozid-Predigt” des palästinensischen Bischofs Sani Ibrahim Azar nicht für zielführend. “Die Fortsetzung einer öffentlichen Diskussion mit der Pro- und Contra-Aufzählung von Fehlern wird dem Sachverhalt nicht gerecht”, sagte Meister, der auch Leitender Bischof der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist, am Samstag während der Jahrestagung der VELKD vor Journalisten.

Am 31. Oktober, dem Reformationstag, hatte der lutherische Bischof in Jordanien und dem Heiligen Land, Sani Ibrahim Azar, im Beisein einer nordrhein-westfälischen Landtagsdelegation in Jerusalem über Reformation “nach zwei Jahren Völkermord” gesprochen. Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, verließ darauf aus Protest den Gottesdienst. Auch andere Teilnehmer bezeichneten die Wortwahl als inakzeptabel.

“Ich bin persönlich der Überzeugung, dass der Begriff Genozid aus deutscher Sicht, für mich, nicht benutzt werden kann und darf”, sagte Meister. Eine staatenlose Person wie Azar, die eine Kirche leite, die seit Jahren Übergriffen ausgesetzt sei, müsse diesen Begriff aber als Bestätigung der persönlichen Erfahrung benutzen dürfen. Meister äußerte zugleich Respekt vor der Entscheidung Azars, nicht an der verbundenen Tagung von VELKD-Generalsynode und EKD-Synode in Dresden teilzunehmen. “Er hat sich erklärt, und er hat eine Entscheidung getroffen – das respektiere ich”, so der Bischof.