Mit einer feierlichen Messe im Dom St. Martin in Rottenburg ist am Samstagabend der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, an seinem 75. Geburtstag in den Ruhestand verabschiedet worden. In einem Grußwort dankte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, Fürst für sein Engagement, wie die Bischofskonferenz mitteilte. „Du warst kein Leisetreter oder eine Person, die lieber schweigt“, erklärte Bätzing. Fürst sei es gelungen, Wegmarken zu setzen, die für Aufmerksamkeit im ganzen Bundesgebiet und weit darüber hinaus gesorgt hätten.
Nach 23 Jahren an der Spitze der Diözese mit heute knapp 1,7 Millionen Katholiken geht Fürst als dienstältester katholischer Bischof Deutschlands in den Ruhestand. Er war 22 Jahre Mitglied in der Glaubenskommission der Bischofskonferenz. In den vier Jahren als Mitglied des Nationalen Ethikrats der Bundesregierung sei Fürst der „Schutz des Lebens und die Frage nach einer verantworteten Ethik“ wichtig gewesen, betonte der Limburger Bischof Bätzing. Zudem sei Fürst mit Herzblut „Medienbischof“ gewesen. Von 2006 bis 2021 leitete er die Publizistische Kommission der Bischofskonferenz.
Der baden-württembergische Ministerpräsident und Katholik Winfried Kretschmann (Grüne) sprach in seiner Laudatio von einer „langjährigen Freundschaft des Gesprächs“, die die beiden Männer verband, wie die Diözese am Sonntag mitteilte. Bischof Fürst stehe für eine „dialogische und zeitgenössische, eine einladende Kirche, die mit den Menschen auf Augenhöhe kommuniziert und keine gestrigen Antworten auf aktuelle Fragen liefert“.
Fürst habe bis zuletzt auch für den Zusammenhalt und die Versöhnung der Menschen gestanden. Dies sei auch der Grund für Fürsts frühen und engagierten Einsatz für Missbrauchsopfer, für eine gelebte Ökumene sowie sein Engagement auf europäischer Ebene für das Projekt „Friedensglocken für Europa“, betonte Kretschmann.
In seinem Grußwort würdigte auch der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Ernst-Wilhelm Gohl, die Lebensleistung des Bischofs. „Das was uns verbindet, ist viel stärker als das, was uns trennt – und an dem Starken, was uns verbindet, werden wir weiterarbeiten“, sagte Gohl. Er lobte Bischof Fürst für seinen Einsatz für die Teilnahme an der Eucharistie in konfessionsverbindenden Ehen sowie für seine Beauftragung von Frauen zur Taufspendung: „Das ist nicht selbstverständlich, dafür sind wir Ihnen außerordentlich dankbar. Mit diesem Schritt taten Sie einen mutigen und wegweisenden Schritt, um das Evangelium zu den Menschen zu bringen.“
Der Nuntius Erzbischof Nikola Eterović überbrachte als Vertreter von Papst Franziskus die besten Wünsche und dankte Fürst im Namen des Papstes für die 23-jährige Leitung der Diözese. Das Fest endete nach dem Gottesdienst mit einem Großen Zapfenstreich der Rottenburger Bürgerwache und einem Bürgerempfang auf dem Rottenburger Marktplatz. Oberbürgermeister Stephan Neher kündigte an, dem Bischof bei einem Festakt im kommenden Jahr die Ehrenbürgerwürde der Stadt Rottenburg zu verleihen. (2905/03.12.2023)