Der Internationale Karlspreis geht in diesem Jahr an den Präsidenten der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt. Vor der Verleihung der renommierten Auszeichnung gibt es traditionell einen Gottesdienst.
Der Aachener Bischof Helmut Dieser hat die Verleihung des Karlspreises an den langjährigen Moskauer Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt begrüßt. Wie die Preisträger in den beiden Vorjahren aus Belarus und der Ukraine stehe er für ein demokratisches, freies und friedfertiges Europa, sagte Dieser am Donnerstag bei einem Gottesdienst im Aachener Dom. Er findet traditionell vor der Preisverleihung statt.
Goldschmidt habe als Oberrabbiner in Moskau den verbrecherischen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine nicht unterstützt und sich dem wachsenden Druck nicht gebeugt, sagte Dieser. Deshalb habe der Vorsitzende der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER) die russische Hauptstadt 2022 verlassen.
Mit dem Karlspreis für ihn und für alle jüdischen Gemeinschaften in Europa werde hervorgehoben, dass Europa rechtsstaatlich sei und Raum für religiöse wie kulturelle Freiheit biete. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an das ukrainische Volk und seinen Präsidenten Wolodymyr Selenskyi, 2022 an die belarussischen Bürgerrechtlerinnen Swetlana Tichanowskaja, Maria Kolesnikowa und Veronika Zepkalo.
Als Repräsentant einer der ältesten religiösen Minderheiten in Europa kämpfe Goldschmidt auch für Religionsfreiheit und gegen Einschränkungen religiösen Lebens in Europa, fügte Dieser hinzu. Er stehe dafür, dass Menschen unterschiedlichster religiöser und kultureller Herkunft in Europa ihren Platz finden müssten. Und Goldschmidt setze sich für einen vorurteilsfreien Dialog zwischen Juden und Christen sowie Juden und Muslimen ein.
Der Bischof verurteilte den in Deutschland und Europa wieder auflebenden Antisemitismus: “Als Angehöriger des Volkes, das für die Schoah, den systematischen Massenmord an 6 Millionen jüdischen Menschen in Europa, verantwortlich ist, empöre ich mich zutiefst darüber und rufe alle Landsleute auf, niemals mehr Antisemitismus unwidersprochen zu lassen oder gar die zu wählen, die sich nicht überzeugend davon distanzieren.”