Vor zehn Jahren eroberten Truppen des “Islamischen Staates” die irakische Stadt Mossul. Schrecklichen Erinnerungen bei den Christen sind noch immer da, aber es gibt auch Hoffnung, sagt das Hilfswerk “Kirche in Not”.
Die Christen im Irak stehen zehn Jahre nach der Eroberung der Stadt Mossul durch Truppen des “Islamischen Staates” (IS) weiter unter Druck. Darauf verweist der chaldäisch-katholische Erzbischof von Erbil, Baschar Warda, laut dem katholischen Hilfswerk “Kirche in Not” (Montag). “Verfolgung ist nicht mehr unsere Hauptsorge, aber der Druck, eine Minderheit zu sein, ist real.”, so der Erzbischof.
Der IS eroberte zwischen 4. und 10. Juni 2014 Mossul und rückte dann im August weiter in die christlichen Dörfer der Ninive-Ebene vor. Die gesamte christliche Bevölkerung war zur Flucht in den kurdischen Landesteil gezwungen. Warda bezifferte die Zahl der geflüchteten Familien auf 13.200. Als Ende 2016 die Ninive-Ebene zurückerobert wurde, hätten sich rund 70 Prozent der christlichen Flüchtlinge für eine Rückkehr entschieden.
“All die schrecklichen Erinnerungen sind noch da, aber die christlichen Familien konnten anfangen, ihre zerstörten Häuser wieder aufzubauen. Sie zeigen, dass die Zukunft in ihren Händen liegt”, betonte der Erzbischof. Warda dankte für die Hilfe vieler internationaler Organisationen, die mit finanziellen Mitteln zum Wiederaufbau beigetragen hätten. Es sei ein ermutigendes Zeichen, dass die Kirchen in der Ninive-Ebene wieder gut besucht seien. Viele Kinder bereiteten sich auf die Erstkommunion vor. Auch die Errichtung der katholischen Universität von Erbil sei ein Meilenstein gewesen.
Dennoch bedürfe es weiterer Hilfen für die irakischen Christen, sagte Warda. Denn viele planten, wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten das Land zu verlassen. Junge Menschen fragten nach Jobs, nicht nur nach Spenden. Der Erzbischof sieht daher auch die internationale Gemeinschaft in der Pflicht. Die Regierungen sollten die irakische Führung daran erinnern, dass ihnen “die Minderheiten im Irak wie Christen, Jesiden und andere” am Herzen lägen. Seine Gläubigen rufe er zum Bleiben auf, erklärte Warda: “Ich bitte mein Volk, einfach geduldig zu sein und durchzuhalten.”