21 Kardinäle, nur 8 Europäer: Die Kirche verabschiedet sich nach Ansicht des Essener Bischofs Overbeck von ihrer europäischen Dominanz. Er sieht dabei jedoch auch ein Problem.
Düsseldorf (KNA Das Gewicht Europas in der katholischen Kirche nimmt nach Ansicht des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck ab. “Alle Entwicklungen deuten darauf hin, dass sich die Kirche noch stärker enteuropäisieren wird”, sagte er in einem Interview der “Rheinischen Post” (Samstag) in Düsseldorf. “Das wird mit Sicherheit ihr Gesicht verändern.”
Overbeck bezog sich auf die jüngsten Kardinalsernennungen von Papst Franziskus. Das Kirchenoberhaupt hatte im Oktober 21 neue Kardinäle ernannt, darunter acht Europäer, aber kein Deutscher.
An der Ernennungspolitik von Papst Franziskus könne man sehen, dass er eher keinen großen Fokus auf Europa lege, führte Overbeck aus. Bisher sei die Kirche – auch aufgrund ihrer Missionsgeschichte – eine von Europa aus organisierte und auch evangelisierende Kirche gewesen. “Das verschiebt sich gerade.” Nicht zu unterschätzen sei dabei, dass sich die Kardinäle untereinander immer weniger wirklich kennen würden. “Hier bleibt viel zu tun.”
Für ihn sei eine wichtige Frage, wie man die Kirche dezentral führen könne, ohne sich der Einheitsmuster des 19. Jahrhunderts zu bedienen, so Overbeck. Das werde auch zu einer Reifeprüfung des Glaubens. “Wenn man es klug macht, kann es gelingen; wenn man den Bogen überspannt, kann es zu Trennungen, Spaltungen kommen. Das möchte ich helfen zu verbinden.”