BERLIN/KÖLN – Unicef warnt davor, dass weltweit Millionen Kinder in Krisengebieten ohne eine grundlegende Schulbildung aufwachsen. Mit Bildungsprogrammen will das Hilfswerk vermehrt gegensteuern. Denn Bildung sei kein Luxus, sondern lebensnotwendig.
Das UN-Kinderhilfswerk Unicef will Bildungsprogramme in Krisenregionen ausweiten. „Bildung und psychosoziale Hilfe sind kein Luxus, sie sind für die Entwicklung eines Kindes genauso lebenswichtig wie ein Dach über dem Kopf, Nahrung und Wasser“, sagte Unicef-Schirmherrin Daniela Schadt in Berlin beim traditionellen Neujahrsgespräch im Schloss Bellevue. Das Hilfswerk werde deshalb in diesem Jahr rund 722 Millionen US-Dollar für Bildung und psychosoziale Hilfen einsetzen, betonte die Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck. Im vergangenen Jahr wurden laut Unicef für Bildungsprogramme rund 620 Millionen US-Dollar aufgewendet.
Mit dem für dieses Jahr eingeplanten Geld sollen rund 8,2 Millionen Jungen und Mädchen in die Schule gebracht werden – rund fünf Millionen davon in Syrien und in den Nachbarländern. Schadt mahnte zudem, andere Krisen in der Welt nicht zu vergessen, etwa in Afrika oder in der Ukraine. Nach Angaben des Hilfswerks, das in Köln sitzt, sind die Hälfte der weltweit Vertriebenen und Flüchtlinge Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.
Schadt sagte, es müsse verhindert werden, dass eine verlorene Generation heranwachse. Ziel sollte es sein, Kindern durch Bildung eine Perspektive zu bieten und ihnen mit psychosozialen Angeboten zu helfen, mit ihren traumatischen Erlebnissen besser umgehen zu können.
Freya de Groote von Unicef New York sagte, der Ausbau von Bildungsangeboten reiche allein nicht aus. Nötig sei ein sofortiges Ende der Kämpfe in den Krisenregionen und damit auch der Angriffe auf Schulen. Mit Blick auf bisherige Erfahrungen warb sie für einen verstärkten Einsatz von technischen Hilfsmitteln wie E-Learning-Programmen. Doch trotz der technischen Möglichkeiten müsse alles getan werden, um einen möglichst normalen Schulalltag zu organisieren, betonte de Groote. Schulen böten Kindern einen Zufluchtsort, an dem sie ihrem „traumatisierten Flüchtlingskontext“ für kurze Zeit entfliehen könnten.
Die NDR-Journalistin Anja Reschke forderte ihre Branche auf, weiter über Flüchtlinge in Deutschland und in ihren Herkunftsländern zu berichten. Das Interesse der Deutschen an Krisengebieten sei bis vor Kurzem noch sehr gering gewesen, sagte Reschke. Dies habe sich erst mit den steigenden Flüchtlingszahlen in Deutschland geändert. Den Menschen hierzulande sei klarer geworden, dass „sehr viel mit sehr vielem zusammenhängt“, unterstrich die TV-Moderatorin. epd
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Bildung ist kein Luxus
Unicef will Bildungsangebote in Krisenländern ausbauen