Unter dem Motto „55Plus“ lädt die Evangelische Erwachsenen- und Familienbildung in NRW am 3. Juli zu einem Festsymposium auf Zeche Zollverein ein. Hintergründe sind das Inkrafttreten des Weiterbildungsgesetzes Nordrhein-Westfalen im Jahr 1975 und die Gründung der Bildungswerke der rheinischen, westfälischen und lippischen Kirche in der Zeit. Als gemeinwohlorientierter Weiterbildungsträger sei es stets Auftrag gewesen, dass Bildung für möglichst viele Menschen bezahlbar sein muss, sagte Antje Rösener, Geschäftsführerin der Evangelischen Erwachsenen- und Familienbildung Westfalen und Lippe, dem epd.
epd: Das vor 50 Jahren in Kraft getretene Weiterbildungsgesetz in Nordrhein-Westfalen sollte zur Bildungsgerechtigkeit beitragen. Das Land NRW hat die öffentliche Förderung für die Volkshochschulen und die anderen Weiterbildungseinrichtungen per Gesetz gesichert und sie damit entscheidend gestärkt. Welchen Anspruch hatte damals die Evangelische Erwachsenenbildung?
Antje Rösener: Als gemeinwohlorientierter Weiterbildungsträger haben wir das von Anfang an sehr ernst genommen, dass Bildung für möglichst viele Menschen bezahlbar sein muss. Dank der Zusammenarbeit mit vielen Ehrenamtlichen können wir das auch oft leisten. Allerdings müssen wir auch rechnen und brauchen Teilnahmebeiträge, um Angebote zum Beispiel mit Übernachtung durchführen zu können. Bildung für alle und Bildungsgerechtigkeit – das bleibt eine Herausforderung. Gerade in Deutschland.
epd: Das Symposium zum Jubiläum von der Evangelischen Erwachsenen- und Familienbildung in NRW auf Zeche Zollverein steht unter dem Titel „Weiter mit Bildung – Zukunft gestalten – Transformationsprozesse stärken“. Was heißt das konkret?
Rösener: Uns ist wichtig, dass Menschen in diesen Zeiten großer Fragen, Unruhen und Unsicherheiten Orte und Möglichkeiten haben, sich auszutauschen und miteinander nach Lösungen zu suchen. Weder der Rückzug ins Private noch das Schimpfen auf „die da oben“ scheint uns ein guter Weg zu sein. Veränderungen sind unausweichlich. In der Kirche und weltweit. Der Klimawandel kostet uns jedes Jahr mehr, wenn wir ihn heute verdrängen.
Immer dann, wenn Menschen das Gefühl haben, sie können nicht mithalten und teilhaben, wächst Frust und unter Umständen auch die Gewalt. In der Kirche müssen wir lernen, mit Menschen anderer Religionen und Weltanschauungen konstruktiv Zukunft zu gestalten. Dieses Land braucht uns alle. „Die Welt ist uns nicht egal“, steht in unserem Leitbild.
epd: Die Kirchen in Nordrhein-Westfalen haben im vergangenen Jahr erneut einen Mitgliederverlust verzeichnet. In den Kirchenkreisen und -gemeinden wird deshalb über Fusionen und Sparmaßnahmen verhandelt. Wie sieht sich die Evangelische Erwachsenen- und Familienbildung in NRW für die Zukunft gewappnet?
Rösener: Auch wir mussten nach Corona wieder in Schwung kommen. Aber nun bieten wir wieder so viele Veranstaltungen an wie vorher. Unsere Themen müssen aktuell und relevant für die Menschen sein, dann kommen sie auch.
Was uns sehr hilft: Unsere Ressourcen speisen sich aus unterschiedlichen Quellen – öffentliche Fördertöpfe, Projekte, Stiftungen, Teilnahmegebühren, Kirchensteuer nur zu einem kleineren Teil. Wir haben sogar neue Regionalstellen dazu gewonnen in den vergangenen Jahren. Bildung ist nach wie vor gefragt.