Der Betriebsseelsorger Ioan Brstiak hat bessere Arbeitsbedingungen für Paketzusteller gefordert. Die meisten Paketdienste und auch Onlineversandhändler wickelten das Austragen der Pakete über Subunternehmen ab, sagte Brstiak, der für die Betriebsseelsorge der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Böblingen arbeitet, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zwar gebe es Subunternehmer, die sich um gute Arbeitsbedingungen bemühen, „aber es gibt auch viele, die die Situation der Menschen ausnutzen und diese ausbeuten.“
Die Zusteller, zu denen sie als Betriebsseelsorge Kontakt hatten, hätten berichtet, dass sie von Subunternehmen Pauschalverträge erhalten, die höchstens auf 2.500 Euro Bruttobasis unterschrieben würden. Da die Zusteller allerdings meistens mehr als neun Stunden täglich und auch am Samstag arbeiten würden, sei klar, dass die Angestellten auf jeden Fall unter dem Mindestlohn arbeiten würden. Auch Pausenzeiten würden wegen des hohen Zeitdrucks oft nicht eingehalten. Weil in der Innenstadt Toiletten rar sind, komme es vor, dass manche eine leere Plastikflasche dabeihätten, um sich die Zeit für einen Toilettengang zu sparen.
Viele der Angestellten in Subunternehmen kämen aus Osteuropa oder seien Asylbewerber und wüssten nichts von Arbeitnehmerrechten. Oder sie würden sie nicht einfordern, weil sie Angst hätten, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. In der Weihnachtszeit sei es keine Seltenheit, dass die Zusteller täglich 200 bis 300 Pakete ausliefern müssten, sagte Brstiak.
Deshalb versuche die Betriebsseelsorge mit der Gewerkschaft Verdi und der Beratungsstelle „mira – mit Recht bei der Arbeit“ bei gemeinsamen Aktionen Paketzusteller auf ihre Rechte hinzuweisen und ihnen Beratung anzubieten. Ihre Forderung sei, dass der Gesetzgeber ähnlich wie bei der Fleischindustrie ein Gesetz entwickelt, dass Zusteller nicht mehr über die Subunternehmen, sondern direkt angestellt werden müssen, damit Zusteller rechtliche Sicherheit haben.
Der Entwurf des Wirtschaftsministeriums für das neue Postgesetz sehe vor, dass Pakete nur noch 20 Kilogramm statt bisher maximal 31,5 Kilo schwer sein sollen oder sie sonst nur mit Hilfsmittel oder mehreren Personen transportiert werden dürfen. Dies sei ein wichtiger Schritt für den Gesundheitsschutz. Wichtiger sei aber, dass die Paketzusteller auch fair für die Arbeit entlohnt werden, die sie leisten.
Auch Verbraucher seien gefragt, wenn sich etwas zum Positiven verändern soll, betonte Brstiak. Zudem müssten sie bereit sein, für Pakete und Retouren wieder zu zahlen und wo es möglich ist, lokal statt im Internet zu kaufen. Eine Hilfe sei auch, Postzustellern eine „freundliche Toilette“ anzubieten und: „mehr Dankbarkeit zu zeigen, denen gegenüber, die uns die Pakete bringen, damit wir es bequem haben.“ (2982/13.12.2023)