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Besuch einer Kunstausstellung kann Menschen empathischer machen

Bilder, Skulpturen oder Performances in Museen anschauen: Das dient wohl meistens der Unterhaltung, vielleicht auch der Bildung. Forscher haben jetzt untersucht, ob Kunstbetrachtung den Menschen auch besser macht.

Ein bisschen Picasso oder Hieronymus Bosch anschauen – und schon sieht man die Welt mit anderen Augen? Nach einer Untersuchung von Wissenschaftlern der Universität Wien macht der Besuch einer Kunstausstellung Menschen bis zu einer Woche lang nachdenklicher und hilfsbereiter, wie die Hochschule am Dienstag mitteilte.

Demnach verringerte das Betrachten einer speziellen Ausstellung in Wien die Fremdenfeindlichkeit der Besucher und erhöhte die Akzeptanz von Einwanderung. Die komplette Studie wurde kürzlich in der Zeitschrift “Psychology of Aesthetics, Creativity and the Arts” veröffentlicht.

Das Forschungsteam befragte laut Angaben die Besucher der aktuellen Ausstellung “Zeig mir deine Wunde” im Dom Museum Wien. Diese stellt das Thema Verletzlichkeit in den Mittelpunkt. Präsentiert werden Bilder, Skulpturen und Fotos von historischen wie zeitgenössischen Künstlern, darunter Jan de Beer (1475-1582), Joseph Beuys (1921-1986) oder Katrina Daschner (51). Sie zeigen etwa Kreuzigungs- oder Folterszenen sowie verwundete Tiere. Mit der Ausstellung wollten die Kuratoren “zum Nachdenken über ein zentrales Thema der Menschheit anregen” und “einen positiven Wandel herbeiführen”.

Dafür befragten sie Menschen nach ihrer empathischen Sorge für andere und Gefühle von Fremdenfeindlichkeit sowohl unmittelbar vor als auch nach dem Besuch der Ausstellung. Eine weitere Gruppe wurde zudem eine Woche nach der Ausstellung erneut befragt. Mit einem Vergleich der Angaben davor und danach konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Teilnehmer nach dem Besuch der Ausstellung versucht hatten, sozialer und offener zu denken und zu handeln und anderen mehr zu helfen.

Zudem berichteten die Teilnehmer auch, dass sie in der darauffolgenden Woche “versuchten, auf die Gefühle anderer Rücksicht zu nehmen” und “mehr über sich selbst nachzudenken”.

Diese Ergebnisse “sind einer der ersten Belege dafür, dass selbst ein kurzer Besuch einer Ausstellung, insbesondere einer Ausstellung, die zeitgenössische Kunst zur Bewältigung einer neuen gesellschaftlichen Herausforderung einsetzt, eine spürbare und dauerhafte Veränderung bewirken kann”, sagte Studienautor Matthew Pelowski von der Fakultät für Psychologie der Universität Wien. Die Ausstellung ist bis zum 25. August im Dom Museum Wien zu sehen.