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Besonderes Priestertum?

„Denn was aus der Taufe gekrochen ist, das kann sich rühmen, dass es schon zum Priester, Bischof und Papst geweihet sei … So folget aus diesem, dass Laien, Priester, Bischöfe und, wie sie sagen, ,Geistliche‘ und ,Weltliche‘ im Grunde wahrlich keinen anderen Unterschied haben als des Amtes oder Werkes halber und nicht des Standes halber.“ Martin Luther (1483–1546)

Von Bernd Krebs

In einem Teil unserer Pfarrerschaft herrscht ein ausgeprägtes Bedürfnis, sich im Alltag von anderen Mitarbeitenden durch das permanente Anlegen von Collarhemden, einem weißen oder schwarzen Hemd mit Stehkragen, abheben zu wollen. Ich weiß, dass es Situationen gibt, in denen die Erkennbarkeit als Pfarrerin oder Pfarrer geboten sein kann. Sich dauerhaft in solcher Weise darzustellen, halte ich jedoch für fraglich. Luthers Einsicht, dass es kein besonderes Priestertum, sondern allein ein „allgemeines Priestertum“ gibt, war eine Konsequenz der Rechtfertigungslehre. Durch die Taufe werden alle zu „Priestern“, denen der Auftrag gegeben ist, das Evangelium zu bezeugen, Seelsorge zu üben und die Kirche (auf den verschiedenen Ebenen) zu leiten.

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