Um das Heilige Jahr in Schwung zu bringen, hat der Papst Medienleute aus aller Welt nach Rom eingeladen. Tausende kamen – und erlebten eine ungewöhnliche Mischung aus religiösen und medienpolitischen Impulsen.
Es sind Bilder, die man selten sieht: Journalisten, die vor Reliquien beten und im Beichtstuhl ihre Sünden bekennen. Journalisten, die in aller Herrgottsfrühe andächtig einem Vortrage-Kruzifix folgen und durch die Heilige Pforte des Petersdoms schreiten. Und dann auch noch dies: Journalisten, die ihrer nobelpreisgekrönten Kollegin Maria Ressa aus Manila nach einer kämpferischen Rede stehend applaudieren – in der sie Plattformen wie Facebook wegen des angekündigten Endes von Faktenchecks scharf kritisiert hatte. Und Journalisten, die begeistert ihre Handys zücken, als Papst Franziskus im Rollstuhl durch ihre Reihen fährt, um sie zu begrüßen.
Zu besichtigen war die eigenartige Mixtur aus Frömmigkeit und medienpolitischen Statements bei der “Heilig-Jahr-Feier der Welt der Kommunikation”. Sie bildete den Auftakt für eine lange Reihe von thematisch und berufsständisch organisierten Feiern. Wie eine Perlenkette ziehen sich diese Massenereignisse in den kommenden Monaten durch den Terminkalender des Heiligen Jahres in Rom, das Papst Franziskus an Weihnachten eröffnet hatte.
Die Treffen von Gewerkschaftern und von Jugendlichen im Sommer dürften mit jeweils mehreren hunderttausend oder sogar mehr als einer Million Teilnehmern zahlenmäßig zu den Höhepunkten zählen. Doch auch der Auftakt mit den Medienschaffenden an diesem letzten Wochenende im Januar war beachtlich.
Knapp 5.000 von ihnen waren am Samstag in die vatikanische Audienzhalle gekommen, um mitreißende Reden zu hören und den Papst zu erleben. Der sichtlich gut gelaunte Franziskus ersparte den Teilnehmern und sich nach den rhetorisch glanzvollen Einlassungen der Publizisten Ressa (Philippinen) und Colum McCann (Irland) das Anhören seiner vorbereiteten langen Rede und setzte stattdessen ganz auf zwischenmenschliche Kommunikation.
Dabei hatte es sein Redetext ebenso in sich wie die Einlassungen von Ressa und McCann. Wie ein roter Faden zog sich die Warnung vor einer Vereinsamung der Vielen und einer Machtkonzentration in den Händen Weniger durch die Beiträge. Und es kam ein in den oft von düsteren Tönen beherrschten Mediendebatten nur selten gehörter Optimismus zur Sprache.
Der Papst fasste das in die Worte: “Lasst eure Geschichten auch Geschichten der Hoffnung sein. Wenn ihr vom Bösen erzählt, dann lasst Raum für die Möglichkeit, das zu flicken, was zerrissen ist; lasst Raum für die Dynamik des Guten, die das Zerbrochene wieder zusammenfügen kann. Werft Fragen auf. Von der Hoffnung erzählen bedeutet, die verborgenen Krümel des Guten zu sehen, auch wenn alles verloren scheint; es bedeutet, Hoffnung zuzulassen gegen alle Hoffnung.”
Am Abend zuvor hatten sich einige hundert Journalisten bei einem Bußgottesdienst in der Lateran-Basilika dem Bösen in ihrem persönlichen Leben gestellt. Bevor der Kardinalvikar des Papstes für Rom, Baldassare Reina, über die Aufforderung Jesu an die Ehebrecherin predigte (“Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!”), bekannten etliche von ihnen ihre Sünden in den Beichtstühlen der Bischofskirche des Papstes.
So wie Millionen andere Heilig-Jahr-Pilger schritten sie dann am Samstagmorgen durch die Heilige Pforte des Petersdoms und konnten damit nach der Vergebung der Schuld zusätzlich auch noch den Erlass der zeitlichen Sündenstrafen erlangen. Derart befreit und geläutert zogen sie später weiter in die vatikanische Audienzhalle, wo dann einige tausend weitere Kolleginnen und Kollegen mit ihnen gemeinsam den Reden lauschten und den Papst feierten.