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Berliner Theologe: “Im Ukraine-Krieg gehört alles auf den Prüfstand”

Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung sind nach den Worten des Berliner Theologen und ehemaligen DDR-Außenministers Markus Meckel weiterhin zentrale Herausforderungen für die Kirche. Dabei sei die Friedensbotschaft Jesu nicht einfach umzusetzen, sagte Meckel in seiner Predigt am Sonntag bei der katholischen Pontifikalvesper zum Abschluss der St. Ansgar-Woche im Michel in Hamburg. Zum Schutz von Menschen könne auch der Einsatz von militärischer Gewalt geboten sein, wie etwa im mittlerweile fast zwei Jahre währenden Ukraine-Krieg.

„In dieser konkreten Situation, die an den deutschen Überfall auf Polen vor 85 Jahren erinnert, gehört nun alles auf den Prüfstand, was wir in den letzten Jahren und Jahrzehnten als Orientierung gewonnen hatten“, erklärte Meckel. Darunter falle auch das lange geltende Prinzip Deutschlands, keine Waffen in Krisengebiete zu liefern. „Können wir dafür die Verantwortung übernehmen, dass dieses Volk sich nicht verteidigen kann und unmenschliche Verbrechen an den Menschen dieses Volkes begangen werden?“, fragte Meckel.

In solchen Situationen passiere es, dass Menschen sich unter dem Evangelium unterschiedlich entscheiden. Wichtig bleibe jedoch, dass man das gegenseitig aushalte und beieinanderbleibe, im Bekenntnis von Schuld, die man nicht vermeiden könne. „Denn auch das Nichthandeln, das andere Tod und Verbrechen aussetzt, bedeutet Schuld“, sagte Meckel.

Die St. Ansgar-Woche wird seit mehr als 40 Jahren von Hamburgs Katholiken gefeiert. Ihr Name geht zurück auf den heiligen Ansgar (801- 865), den Begründer des Erzbistums Hamburg.