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Beim Streetdance in der Kirche tanzt auch der Pfarrer

Die 600 Jahre alte Heidelberger Heiliggeistkirche wird zur Kulisse für Streetdance. Der Pfarrer sagt: Die Werte der Streetdancer teile auch die Kirche.

Bei einem Streetdance-Gottesdienst in Heidelberg hat der Pfarrer der Citykirche, Vincenzo Petracca (hinten), für mehr Kreativität in der Kirche plädiert
Bei einem Streetdance-Gottesdienst in Heidelberg hat der Pfarrer der Citykirche, Vincenzo Petracca (hinten), für mehr Kreativität in der Kirche plädiertepd-Bild / Thomas Lohnes

Von der Straße in die Kirche: In Heidelberg ist ein „Streetdance-Gottesdienst“ gefeiert worden, bei dem auch Profi-Tänzer ihr Können gezeigt haben. Citykirchenpfarrer Vincenzo Petracca von der Heiliggeistkirche bezeichnete es als „verstaubte Ansicht“, dass Tanzen nicht in die Kirche gehöre. Vielmehr sei Tanz eine „sinnliche Darstellung der eigenen Spiritualität“. Moderne Tanzformen passten durchaus in ein 600 Jahre altes Gotteshaus.

Auch Jesus habe nichts gegen das Tanzen gehabt, sagte Petracca. Schon König David habe laut dem Alten Testament getanzt. Er habe dies sogar buchstäblich auf der Straße getan und sich damit auf eine Ebene mit den Sklaven begeben, unerhört für die damalige Zeit. „David ist für mich der erste Streetdancer in der Geschichte“, sagte der Pfarrer.

Bei aller Individualität sei den Tänzern Gemeinschaft wichtig

Bei solchen modernen Tanzformen würden Grenzen und Hindernisse in Kreativität umgewandelt. Bei aller Individualität sei den Tänzern Gemeinschaft wichtig, sagte der evangelische Theologe. Die Werte der Streetdancer seien “Realness (Authentizität), Kreativität, Gleichheit und Respekt. Diese Werte vertrete auch die Kirche.

 

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Unter Streetdance oder Urban Dance versteht man verschiedene Tanzstile, die in den 1970er Jahren auf den Straßen New Yorks entstanden sind. Wie genau die aussehen, zeigten Jugendliche im Gottesdienst bei mehreren Performances. Unter ihnen waren auch die neunjährige Aurelia Demaio, die amtierende Deutsche Meisterin U10 im Streetdance ist, und der Urban Dancer Zoo Real. Beide sehen den Streetdance als universelle Sprache.

Kostenloser Hip-Hop Workshop nach dem Gottesdienst

„Wir sprechen zur Seele und zum Herzen des Anderen, auch wenn wir dessen Sprache nicht sprechen“, sagte Zoo Real. Für ihn war der Auftritt in einer Kirche ein besonderes Anliegen. Als erfolgreicher Streetdancer habe er durch eine Erkrankung gemerkt, dass der Erfolg allein nicht glücklich mache. Während der Krise habe er durch Gespräche mit Christen zum Glauben gefunden.

Nach dem Gottesdienst gab es einen kostenlosen Hip-Hop Workshop mit dem Tänzer Rayboom, in dem auch Pfarrer Petracca im Talar und mit viel Enthusiasmus neue „moves“ lernte. Erst vor wenigen Wochen hatte er mit einem „Taylor-Swift-Gottesdienst“ bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Für den Sonntagnachmittag war in der Kirche ein Tanzbewerb „Church Battle“ geplant, zu dem rund 50 Streetdancer aus ganz Deutschland erwartet wurden. Der Sieger sollte am Abend gekürt werden.