Viele Menschen mit Behinderungen in bayerischen Wohneinrichtungen haben unerkannte Seh- und Hörprobleme. Eine Studie deckt nun auf, wie diese das Leben erschweren. Eine Broschüre gibt zusätzlich Tipps.
Menschen in bayerischen Wohneinrichtungen für Erwachsene mit Behinderung können oft nicht gut hören und sehen. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der in Würzburg ansässigen Blindeninstitutsstiftung hervor. Sie zeigte zudem, dass viele dieser Beeinträchtigungen oft nicht erkannt werden.
Fast drei Viertel aller befragten Personen können den Angaben zufolge nicht gut hören, aber bei nur etwas mehr als zwei Dritteln von ihnen war es bekannt. Fast neun von zehn Personen könnten nicht gut sehen, was bei rund 40 Prozent vorher nicht klar gewesen sei. Zudem blieben diese Einschränkungen oft unerkannt, was den Betroffenen im Alltag zusätzliche Probleme bereite, etwa bei halligen Räumen, Lärm oder schlechtem Licht.
All das werde in den Einrichtungen oft nicht ausreichend berücksichtigt, was zu Missverständnissen, Unsicherheiten, Stolpergefahr und Frust führe, heißt es. “Wenn übersehen wird, dass komplex behinderte Menschen nur wenig oder gar nichts sehen oder hören, hat das große Auswirkungen auf deren Selbstbestimmung im Alltag und die Teilhabe in allen Lebensbereichen”, sagte Johannes Spielmann, Vorstand der Blindeninstitutsstiftung. Mitarbeiter in den Einrichtungen seien zudem oft nicht ausreichend geschult, um Seh- oder Hörprobleme zu bemerken.
Eine neue Broschüre mit konkreten Tipps soll Abhilfe schaffen. Schon einfache Maßnahmen könnten nämlich helfen. Dazu gehöre etwa, den Esstisch so zu gestalten, dass sich das Geschirr kontrastreich vom Platzdeckchen abhebt. Auch die Mitarbeitenden profitierten letztlich davon, wenn die Akustik oder die Beleuchtung in Räumen verbessert werde.
Die Blindeninstitutsstiftung unterstützt (taub-)blinde und (hör-)sehbehinderte Menschen mit meist weiteren Beeinträchtigungen in Bayern und Thüringen. Sie gehört nach eigenen Angaben zu den größten Einrichtungen dieser Art in Europa.