Die Theologie Dietrich Bonhoeffers hat laut Heinrich Bedford-Strohm nichts an Aktualität eingebüßt. Dessen inspirative Kraft, seine „christozentrische Ethik“ sowie seine Theologie der Öffentlichkeit und Hoffnung fänden weltweit ein breites Echo, sagte der frühere bayerische evangelische Landesbischof und Vorsitzende des Weltkirchenrats am Donnerstagabend in Passau laut Redemanuskript. Bonhoeffer (1906-1945) habe Christen und Nicht-Christen in aller Welt inspiriert, „sich für eine solidarische und menschliche Gesellschaft einzusetzen“.
Vermutlich sei es das authentische Lebenszeugnis und der frühe Tod des im Konzentrationslager Flossenbürg ermordeten evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers, von dem Menschen weltweit sich angezogen fühlten, sagte Bedford-Strohm weiter. Fromme Gemeinschaften identifizierten sich genauso mit Bonhoeffer wie kirchliche Milieus, die sich in der Welt für Frieden und Gerechtigkeit engagierten. Bei Bonhoeffer gehöre beides, die Frömmigkeit und das Engagement in der Welt, „untrennbar zusammen“, führte der Theologe und langjährige Ratspräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aus.
Er warnte zugleich aber von einer Instrumentalisierung Bonhoeffers. Ein besonders drastisches Beispiel dafür sei, wie „christliche Nationalisten“ in den USA Bonhoeffers Denken missbrauchten. Dort werde er als Zeuge gegen die demokratisch gewählte Regierung missbraucht, indem der frühere amerikanische Präsident Joe Biden mit Hitler verglichen und die gewaltbereiten Capitol-Stürmer mit den Widerstandskämpfern des Dritten Reiches auf eine Ebene gestellt würden, kritisierte Bedford-Strohm.
Bonhoeffer selbst habe in einer seiner Predigten in New York (1930) hervorgehoben, „dass Christen niemals vergessen sollten, dass sie nicht nur in ihrem eigenen Volk, sondern in jedem Volk Brüder und Schwestern haben“, zitierte er den Theologen.
Bedford-Strohm ging auch auf den jetzt in deutschen Kinos angelaufenen US-Film über Dietrich Bonhoeffer ein und kritisierte die amerikanischen Vermarktung, die wiederum für die Sache der „Christlichen Nationalisten“ missbraucht werde. In der deutschen Version sei jedoch Bonhoeffers Widerstand gegen das Unrecht im Zentrum gestanden, weswegen man sich trotz eines „teilweise irritierenden Umgangs mit historischen Fakten“ den Film anschauen könne.
Dietrich Bonhoeffer starb am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg. Sein 80. Todestag wird an vielen Orten mit Gedenkfeiern und Veranstaltungsreihen begangen. Bonhoeffer wurde 1906 in Breslau geboren und entwickelte sich mit Anfang 20 zu einem theologischen Ausnahmetalent. Von Anfang an kritisierte er das nationalsozialistische Regime für dessen Rassenpolitik und wurde Mitglied der Bekennenden Kirche. Während des Kriegs bis zu seiner Verhaftung im Jahr 1943 arbeitete er als Kurier der militärischen Abwehr für den Widerstand. Kurz vor Kriegsende wurde er auf Hitlers Befehl ermordet. (0870/13.03.2025)