Verspätungen, Zugausfälle, Schneechaos – und nun schon wieder ein Warnstreik: Bahnfahrer auch in Bayern brauchen seit Wochen gute Nerven. Dass nach den Chaos-Tagen wegen des Wintereinbruchs auf den südbayerischen Bahnstrecken nun die Lokführer-Gewerkschaft GDL von Donnerstag- bis Freitagabend zu einem neuen Warnstreik aufgerufen hat, verärgert den Bürgerbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung, Wolfgang Fackler (CSU). „Das ist der schlechteste Zeitpunkt, den man wählen konnte“, sagte er dazu.
Fackler sagte laut einer Mitteilung vom Donnerstag, er habe zwar grundsätzlich Verständnis für Streiks im Rahmen von Tarifauseinandersetzungen. Nach den massiven Zugausfällen in den vergangenen Tagen hätten die gestressten und genervten Fahrgäste aber eine Verschnaufpause gebraucht. „Durch die Normalisierung der Wetterlage sahen die Pendler wieder Licht am Ende des Tunnels. Leider stellt sich jetzt heraus, dass es ein entgegenkommender Zug war“, kritisiert er und sprach von einem „unsensiblen Vorgehen der GDL“.
GDL-Chef Claus Weselsky betonte unterdessen im Bayerischen Rundfunk (BR) die Notwendigkeit des neuen Warnstreiks: Die Bahn mit Personalvorstand Martin Seiler lehne „die Verhandlungen über die Absenkung der Wochenarbeitszeit ab, er lehnt Verhandlungen über Tarifverträge für Fahrdienstleiter ab“. Das Argument der Bahn, eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit sei wegen Personalmangels nicht möglich, lässt Weselsky nicht gelten. Ursache für den Personalmangel sei auch das unattraktive Schichtsystem, das reformiert gehöre.
Der GDL-Vorsitzende versicherte im Radiosender Bayern2, dass der aktuelle Warnstreik in diesem Jahr der letzte sein wird: „Wir werden am 19. Dezember die Urabstimmung auszählen und in der ersten Januarwoche auch nicht streiken, aber danach werden die Streiks länger und intensiver.“ Das wünsche er allerdings weder den Fahrgästen noch den Güterverkehrskunden. Bei der aktuell laufenden Urabstimmung rechnet Weselsky mit einer Zustimmung von mehr als 90 Prozent – nötig für unbefristete Streiks wären 75 Prozent.
Der CSU-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag, Klaus Holetschek, nahm unterdessen wegen des Schneechaos bei der Bahn das Management des Konzerns ins Visier. Die Bahnunternehmen hätten nun „viele Tage Zeit“ gehabt, um den Betrieb wieder ordnungsgemäß herzustellen: „Stattdessen fallen nach wie vor viele Zugverbindungen aus.“ Eine Ursache dafür sei sicherlich, dass die Deutsche Bahn in Bayern nur 13 bahneigene Räumfahrzeuge besitzt – und das bei allein 9.800 Streckenkilometern in der Region Süd. (00/4003/07.12.2023)