Ein Verbändebündnis für den Wohnungsbau fordert von der Bundesregierung 50 Milliarden Euro mehr für den Bau von Sozialwohnungen. Ohne massive staatliche Förderung werde die Bundesregierung ihre eigenen Ziele nicht erreichen, warnten die führenden Verbände der Bau- und Wohnungswirtschaft, die IG Bau und der Mieterbund auf dem Wohnungsbau-Tag in Berlin. Der Wohnungsneubau drohe einzubrechen. Gründe sind dem Bündnis zufolge vor allem die weiter steigenden Baukosten, Bodenpreise und Kreditzinsen.
Das Geld solle von Bund und Ländern in einem Sondervermögen zur Verfügung gestellt werden, forderte das Bündnis. Der Präsident des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten, sagte, die Ziele für die Wohnraumversorgung seien nur mit gewaltigen finanziellen Anstrengungen zu erreichen. Derzeit entstünden etwa jährlich nur 25.000 neue Sozialwohnungen. Die Ampel-Koalition will erreichen, dass pro Jahr 100.000 neue Sozialwohnungen und insgesamt 400.000 neue Wohnungen gebaut werden.
Forderung zurückgewiesen
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) wies die Milliarden-Forderung der Verbände zurück. Sie könne die Forderung verstehen, sagte sie auf dem Wohnungsbautag. Aber ein Sondervermögen sei in Wirklichkeit ja „ein Batzen Schulden“, und die Staatsverschuldung müsse begrenzt werden. Zur Förderung für den sozialen Wohnungsbau sagte Geywitz, bis 2026 flössen 14,5 Milliarden Euro vom Bund, so viel wie seit Jahren nicht. Mit der Co-Finanzierung durch die Bundesländer werde man voraussichtlich auf eine Fördersumme von 36 Milliarden Euro kommen.
Der Leiter des Kieler Bauforschungs-Instituts Arge, Dietmar Walberg, rechnete vor, bei Baukosten in den Großstädten von im Mittel 5.000 Euro pro Quadratmeter müsse eine Sozialwohnung inzwischen mit 2.900 Euro pro Quadratmeter subventioniert werden, um eine Kaltmiete von weniger als sieben Euro pro Quadratmeter zu erreichen. Pro Jahr würden deshalb 15 Milliarden Euro Förderung gebraucht, um das Ziel von 100.000 Sozialwohnungen zu erreichen, erklärte Walberg, dessen Institut im Auftrag des Verbändebündnisses eine aktuelle Bestandsaufnahme des Bau- und Wohnungsmarktes vorgelegt hat. Der Staat müsse zudem den Bau bezahlbarer Wohnungen mit Quadratmeter-Kaltmieten zwischen 8,50 Euro und 12,50 Euro massiv unterstützen. Für 60.000 Neubauwohnungen in dieser Legislaturperiode seien 22 Milliarden Euro zusätzlich erforderlich.
Am Kipppunkt
Der Wohnungsbau stehe nicht nur beim Bau bezahlbarer Wohnungen, sondern insgesamt an einem Kipppunkt, warnte das Bündnis Wohnungsbau. Schon im vergangenen Jahr seien die Aufträge an die Bauunternehmen um 16,5 Prozent zurückgegangen, Anfang dieses Jahres um fast ein Drittel.