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Barockorgel nach umfassender Restaurierung neu eingeweiht

Der Stader Regionalbischof Hans Christian Brandy hat am Sonntag nach mehr als zweijährigen Restaurierungsarbeiten am Sonntag die große Gloger-Barockorgel im Nordseebad Otterndorf bei Cuxhaven mit einem Festgottesdienst in der örtlichen St.-Severi-Kirche neu eingeweiht. Als erstes Werk erklang auf bedeutendem Instrument eine Choralbearbeitung des Liedes „Komm, Heiliger Geist, Herre Gott“ von Dietrich Buxtehude (1637-1707). Die Restaurierung der größten Barockorgel zwischen Elbe und Weser hat nach Angaben der Kirchengemeinde rund 1,8 Millionen Euro gekostet. Bezahlt wurden die Arbeiten aus kirchlichen Mitteln, verschiedenen Stiftungs- und Fördergeldern sowie mit Spenden, die über viele Jahre gesammelt wurden.

Natürlich könne man fragen, ob eine teure Orgelsanierung in eine von Sparzwängen bestimmte Zeit passe, sagte Brandy in seiner Ansprache zur Einweihung. Allerdings wären dann „ungezählte Kunstwerke, Kirchen und Orgeln nie gebaut worden, denn das Geld war immer knapp. Dann wäre unsere Welt sehr viel ärmer“, unterstrich der Regionalbischof. Eine „gewisse heilige Unvernünftigkeit“ gehöre zu derart ambitionierten Projekten, aber gerade sie machten die Welt reich. Die Sanierung der Gloger-Orgel dokumentiere zudem, dass die Kirche zu ihrer kulturellen und denkmalpflegerischen Verantwortung stehe.

Das fast 300 Jahre alte denkmalgeschützte Instrument zählt Experten zufolge zu den bedeutendsten Orgeln in der hannoverschen Landeskirche: Ein seltener Schatz von hohem Wert, der dem Instrument 2020 auch den Titel von Deutschlands „Orgel des Jahres“ der hannoverschen Stiftung Orgelklang einbrachte.

Das von Orgelbaumeister Dietrich Christoph Gloger (1705-1773) geschaffene Instrument wurde 1742 vollendet. Es war vor der jetzt abgeschlossenen Restaurierung in einem schlechten Zustand: Unsachgemäße Umbauten, Schimmel und Rost hatten der Orgel heftig zugesetzt. Für die Restaurierung war das Bauwerk Anfang 2022 in tausende Einzelteile zerlegt und in die Werkstatt des Orgelbaumeisters Hendrik Ahrend in das ostfriesische Leer geschafft worden. Nach umfassenden Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten wurde die Orgel in den vergangenen Monaten in Otterndorf dann wieder zusammengesetzt, intoniert und gestimmt.

Gemeindepastor Thorsten Niehus zeigte sich überzeugt, dass Otterndorf aufgrund der Bedeutung des frisch restaurierten Instruments zu einem Zentrum des Orgeltourismus mit zahlreichen Konzerten international renommierter Künstler werde. In seiner Predigt erinnerte er an den „Otterndorfer Orgelstreit“, der 80 Jahre vor dem Bau des heutigen Instruments ausgetragen wurde. Der Rostocker Theologe Großgebauer wollte aus Glaubensgründen das Orgelspiel auf die einfache Begleitung des Gemeindegesangs begrenzen. Künstlerisches Orgelspiel würde die Gemeinde vom Glauben an Jesus Christus ablenken.

Doch der Otterndorfer Pastor Hector Mithobius wehrte sich mit einer 400-seitigen Schrift dagegen und betonte, dass Orgelmusik, der Predigt gleichgestellt, der Verkündigung des Evangeliums diene. Letztlich habe sich Mithobius durchgesetzt und so der lutherischen Orgelkultur bis hin zu Diederich Buxtehude und Johann Sebastian Bach die Möglichkeit geschaffen, sich zu entfalten.