Nach mehreren Bundesländern wollen auch Bundestagsabgeordnete einen neuen Anlauf für eine Reform der Organspende nehmen. Dann wäre jeder Bürger ein potenzieller Spender. Annalena Baerbock sieht das anders.
Grünen-Politikerin Annalena Baerbock spricht sich gegen eine Widerspruchslösung bei der Organspende aus. Ein Stillschweigen zur Organspende dürfe nicht als Zustimmung gewertet werden, sagte die Außenministerin am Donnerstag dem Nachrichtenportal Web.de News. Damit Menschen, die dringend ein Organ brauchen, es auch bekommen, habe der Gesetzgeber sich 2020 dafür entschieden, eine ausdrückliche Zustimmung einzufordern.
Am Montag wollen Bundestagsabgeordnete mehrerer Fraktionen einen Antrag zur Einführung einer Widerspruchslösung vorstellen. Danach wäre jeder Bürger ein potenzieller Organspender – außer er hätte ausdrücklich widersprochen. Derzeit gilt in Deutschland eine sogenannte Zustimmungslösung: Nur wer zu Lebzeiten ausdrücklich seine Bereitschaft zur Organspende dokumentiert hat, ist auch ein potenzieller Organspender. Auch mehrere Bundesländer hatten am Freitag eine Initiative für die Widerspruchslösung in den Bundesrat eingebracht. Ziel ist, die Zahl der Organspenden in Deutschland zu erhöhen.
Baerbock spricht sich – wie schon 2020 – erneut gegen diesen Weg aus: “Statt Stillschweigen als Freigabe der eigenen Organe zu bewerten, sollte sich durch bessere Aufklärung, regelmäßige Auseinandersetzung und ein zentrales Register die hohe Spendenbereitschaft auch in höheren Spenden abbilden”, sagte sie.
Die Grünen-Politikerin bedauerte, dass bisher nicht alle Elemente des Gesetzes zur Zustimmungslösung vollständig umgesetzt seien, insbesondere mit Blick auf eine einfache Registrierung zum Organspenderegister. “Wenn die Realität zeigt, dass aufgrund der strukturellen Defizite die Zahlen nicht angehoben werden können, halte ich zielführende Anpassungen für sinnvoll”, sagte Baerbock.