Die Bundesregierung geht davon aus, dass ab Donnerstag wieder Direktflüge aus Israel deutsche Staatsangehörige ausfliegen können. “Etliche Tausend” hätten aber auch jetzt schon auf Umwegen das Land verlassen, etwa mit Bussen nach Jordanien oder mit Flügen über Island, erklärte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Mittwoch bei der Regierungsbefragung im Bundestag.
Zuvor war Kritik laut geworden, dass nach dem Angriff der radikalislamischen Terrororganisation Hamas auf Israel die Ausreisemöglichkeiten für deutsche Staatsangehörige zu lange dauerten und andere Staaten ihre Staatsangehörigen schneller aus dem Kriegsgebiet herausgeholt hätten.
Baerbock verteidigte das Vorgehen der Bundesregierung in einer “absolut unübersichtlichen Situation” und verwies darauf, dass in Israel weit mehr deutsche Staatsangehörige lebten als Angehörige anderer ausländischer Staaten – viele mit doppelter Staatsbürgerschaft. Baerbock sprach wiederholt von “mehreren Tausend Ausreisewilligen” sowie von “Hunderttausenden, viele davon mit Doppelstaatsbürgerschaft”, die in Israel lebten. Nicht alle Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit wollten jedoch das Land verlassen.
Priorisiert werde Kindern und Schulklassen die Ausreise ermöglicht, sagte Baerbock. Am Mittwoch seien es 17 Schulklassen gewesen, die bereits ausgereist seien. Direktflüge deutscher Airlines aus Israel waren zwischenzeitlich eingestellt worden.
Laut dem Auswärtigen Amt haben sich bislang 4.500 Deutsche in die “Elefand” genannten Listen zur Krisenvorsorge eingetragen, um ihren Ausreisewillen zu bekunden. Diese würden priorisiert behandelt, wenn neue Ausreisemöglichkeiten durch Flüge vorhanden seien, hieß es. Es dürften aber deutlich mehr sein, die ausreisen wollen, so das Ministerium.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes bat zudem am Mittwoch darum, dass diejenigen, die inzwischen eine Ausreisemöglichkeit gefunden hätten, sich wieder aus der Elefand-Liste austragen sollten. Die Lage werde von einem Krisenstab ständig beobachtet. Man stehe dazu auch im Austausch mit der deutschen Botschaft in Tel Aviv.