In der NS-Zeit wurden 90 Prozent der Juden im besetzten Polen ermordet. Etwa 50.000 überlebten in Verstecken. Neun dieser Schutzräume stellt eine multimediale Ausstellung in Frankfurt vor – darunter einen hohlen Baumstamm.
Das Jüdische Museum Frankfurt zeigt ab Freitag eine multimediale Ausstellung zu Verstecken von polnischen und ukrainischen Jüdinnen und Juden während der Schoah. Die Schau “Architekturen des Überlebens” sei damit erstmals in Deutschland zu sehen, hieß es am Mittwoch vor Journalisten.
Die polnische Künstlerin, Architektin und Politikwissenschaftlerin Natalia Romik hat dafür nicht nur neun solcher Schutzräume unter die Lupe genommen – etwa einen hohlen Baumstamm, einen Kanalisationsschacht, ein leeres Grab oder einen Kleiderschrank. Romik dokumentiert auch die Geschichte der Verstecke sowie die Suche nach Angehörigen und Überlebenden.
Rund 90 Prozent der Jüdinnen und Juden im besetzten Polen wurden durch die Nationalsozialisten ermordet. Etwa 50.000 überlebten in Verstecken. Romik hat sich neun bisher unbekannten Verstecken in einem komplexen künstlerischen Prozess genähert. Zu jedem der Orte hat sie Skulpturen erschaffen, die auf Silikonabdrücken der realen Oberflächen basieren. Eine Seite der Skulpturen ist stets versilbert. “Ich will die Mühsal der Jüdinnen und Juden, die sich verstecken mussten, ihre Kreativität, Solidarität und den Lebenswillen würdigen”, sagte Romik in Frankfurt.
Museumsdirektorin Mirjam Wenzel betonte: “Die Kombination aus dokumentarischer und architektonischer Darstellung, die die Physis der Räume – ihre Enge, Feuchte und Dunkelheit – beschreibt, ist einzigartig.” Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) sagte, Verstecke und Überlebensgeschichten hätten angesichts der Kriege in der Ukraine und in Nahost eine aktuelle Bedeutung. Die Ausstellung ist bis 1. September zu sehen.