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Ausstellung zeigt Ausmaße der Pogrome von 1938 in Rheinland-Pfalz

Eine Ausstellung der rheinland-pfälzischen Landeszentrale für politische Bildung in der KZ-Gedenkstätte Osthofen bei Worms erinnert seit Mittwochabend an die jüdischen Opfer der Pogrome im November 1938. Im Zuge eines zweijährigen Forschungsprojekts hatte die Landeszentrale für politische Bildung versucht zu ermitteln, wie viele Menschen damals auf dem Gebiet der Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland umgekommen waren. „Wir haben dabei viele Fälle gefunden, die bislang unbekannt waren“, sagte die Historikerin Ulrike Holdt von der Gedenkstätte in Osthofen.

Insgesamt forderten die Ausschreitungen auf dem Gebiet der beiden Bundesländer mindestens 74 Todesopfer, davon 68 im heutigen Rheinland-Pfalz und 6 im Saarland, wo der Anteil der jüdischen Bevölkerung deutlich geringer war. Neben den unmittelbar während der Übergriffe getöteten Menschen rechnet die Studie auch zahlreiche Suizid-Fälle von Pogrom-Opfern und Todesopfer unter den unmittelbar nach den Ausschreitungen in Konzentrationslagern inhaftierten Juden dazu.

In der öffentlichen Wahrnehmung seien die gewaltsamen Übergriffe bislang in der Regel mit Angriffen auf jüdische Geschäfte und Synagogen in Verbindung gebracht worden. Die zahlreichen Attacken gegen Menschen seien weniger bekannt, erklärten die Autoren der Studie. In der Ausstellung, die zunächst bis zum 18. Dezember in Osthofen zu sehen sein wird, wurden ausgewählte Einzelschicksale vorgestellt.

Unter ihnen ist beispielsweise das von Salomon Wolff aus dem südpfälzischen Winzerort Böchingen. Er wurde im Zuge des Pogroms gemeinsam mit anderen Männern mehrere Tage lang im jüdischen Betsaal in Landau festgehalten und starb an den erlittenen Misshandlungen. Seine Sterbeurkunde wies „Arterienverkalkung“ als Todesursache aus.