Der Umgang mit Vertriebenen in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der späteren DDR steht im Mittelpunkt einer Ausstellung im Berliner DDR-Museum. In der Schau „Stillgeschwiegen!“ seien 32 Tafeln mit Fotos, Texten und Zeitzeugenaussagen sowie historische Filmaufnahmen zu sehen, teilte das Bonner Zentrum gegen Vertreibungen am Dienstag anlässlich der Eröffnung mit. Das Schicksal von rund 4,3 Millionen Heimatvertriebenen sei in der DDR mehr als vier Jahrzehnte lang aus politisch-ideologischen Gründen tabuisiert und ausgeblendet worden, erklärte das Zentrum als Organisator der Wanderausstellung. Zu sehen ist die Dokumentation bis zum 20. April.
Die Vertriebenen seien zwischen 1945 und 1950 aus den ehemaligen Ost- und Siedlungsgebieten in die SBZ und spätere DDR gelangt. Später machten sie etwa ein Viertel (25 Prozent) der DDR-Bevölkerung aus. Sie wurden beschönigend „Umsiedler“ genannt.
Thema der Ausstellung sind unter anderem Durchgangslager und Unterkünfte, die Versorgung mit Wohnraum, der soziale Status der Betroffenen und deren Eingliederung in den Arbeitsmarkt. In der Schau geht es überdies um Fremdbezeichnung und Selbstwahrnehmung der als „fremde Deutsche aus dem Osten“ wahrgenommenen Vertriebenen sowie um die Vertriebenenpolitik der SED. Weitere Schwerpunkte der Schau sind das Verhältnis zwischen Einheimischen und Vertriebenen, Verbote von Organisation und Treffen der Ankömmlinge sowie das Umsiedler-Gesetz der DDR von 1950. Darüber hinaus geht es um die Übersiedlung von Betroffenen nach Westdeutschland und deren Beobachtung durch die Stasi.
Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), sagte bei der Eröffnung der Ausstellung, während die Vertriebenen in Westdeutschland politisch einflussreich waren und für ihre Interessen eintreten konnten, seien sie in der DDR von oben „stillgeschwiegen“ und unsichtbar gemacht worden. „Ihre Geschichte wurde verdrängt“, sagte Schneider laut Redemanuskript.
Es sei wichtig, dass die Ausstellung die Menschen mit ihren individuellen Erfahrungen in den Mittelpunkt stelle und unterschiedlichste Lebenswege zeige. „In Ost und West haben die Vertriebenen unser Land nachhaltig geprägt“, fügte der Ostbeauftragte hinzu. Sie hätten wichtige wirtschaftliche, kulturelle und soziale Impulse eingebracht. Es sei unerlässlich, ihre Leistung sichtbar zu machen.
Der Vorsitzende des Zentrums gegen Vertreibung, Christean Wagner, erklärte, die DDR-Bezeichnung für Vertriebene, „Umsiedler“, sei verharmlosend und verleumdend gewesen. Doch selbst dieser Begriff sei nach 1950 aus dem Sprachgebrauch getilgt worden, um die Menschen unsichtbar zu machen, sagte der langjährige hessische CDU-Politiker.