Der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, ist dafür, Besuche von NS-Gedenkstätten im Schulunterricht zu verankern. KZ-Gedenkstättenbesuche würden immer wichtiger, auch angesichts der zunehmenden Erfolge rechtsextremer und nazistischer Gruppen, besonders junge Menschen für ihre Welt des Hasses und der Gewalt zu rekrutieren, sagte Heubner dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Besuche in Gedenkstätten können im Kontext des schulischen Unterrichts aufzeigen, wie und wo diese Welt der Rechtsextremen beginnt und wohin sie am Ende führen kann.“ Heubner forderte aber zeitgleich eine sichere Finanzierung und die Förderung solcher Besuche durch Bund und Länder.
Die Bundesländer müssten finanziell auch befähigt werden, Fahrten zu Gedenkstätten anzubieten, forderte Heubner. Dies erfordere politische Entscheidungen. Für die Überlebenden des Holocaust sei es eine zentrale Aufgabe jedes demokratischen Staates, jungen Menschen zu zeigen, was für eine Welt des Hasses und der Zerstörung aus der Ideologie der neuen und alten Nazis erwachse.
Auch Fortbildungen für Lehrpersonal seien in diesem Kontext nicht zu vergessen. Häufig suchten Schulklassen oder Lehrerinnen und Lehrer Sponsoren für Fahrten, etwa in die KZ-Gedenkstätte Auschwitz im heutigen Polen. Jenseits der Diskussion von verpflichtenden Besuchen müssten Bildungsinstitutionen ermutigt werden, selbst aktiv zu werden. Besuche finanziell zu fördern, gehöre dazu, sagte Heubner. Bereits jetzt sei mehr als die Hälfte der Besucherinnen und Besucher im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz unter 26 Jahre alt. Man dürfe sich jedoch nicht vorstellen, dass es eine Art Ad-hoc-Präparierung gebe, die sofort immun mache gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus.
Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) hatte sich für Pflichtbesuche von NS-Gedenkstätten im Schulunterricht ausgesprochen. Der Begriff „Pflicht“ lenke hier jedoch von der Bedeutung solcher Besuche für die persönliche Bildung ab, sagte Heubner. Gerade in Deutschland führe die Diskussion über eine Pflicht oft zu Abwehrreaktionen.