Franzburg/Dersekow/Pasewalk. Draußen grollte der Donner, Blitze krachten, als Kirchenmusikerin Ina Altripp in Franzburg einmal mit einem Schüler an der dortigen Rother-Orgel saß. „Wir kamen auf die Idee, am Instrument die Gewittergeräusche nachzumachen“, erzählt die 53-Jährige schmunzelnd. Laut und experimentell dürfte das gewesen sein, und man ahnt: Es könnte Spaß machen, bei dieser Frau Unterricht zu nehmen.
Diplomkirchenmusikerin Ina Altripp ist die erste, die jetzt beim Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis als Orgellehrerin für ehrenamtliche Nachwuchsspieler angestellt ist – in einem Modellprojekt, das zunächst vier Jahre laufen soll. 2015 hatte sie als Honorarkraft schon in Franzburg und Richtenberg angefangen, Kinder aus der Region zu unterrichten. Jetzt soll sich ihr Angebot auf den gesamten Kirchenkreis und alle Altersstufen ausweiten: Auch an den Orgeln in Grimmen, Dersekow und an einem weiteren Standort in der Propstei Pasewalk will sie Kindern und Erwachsenen Orgelunterricht geben, erste Interessenten haben sich schon gemeldet.
Zu wenige Kirchenmusiker
Warum es diese neue 50-Prozent-Stelle braucht, ist schnell erklärt: Rund 360 Orgeln gibt es in den pommerschen Stadt- und Dorfkirchen, in rund 100 Gemeinden finden sonntags Gottesdienste statt. Die Zahl der ehrenamtlichen Kirchenmusiker, die neben den wenigen Haupt- und Nebenamtlichen eine Orgel spielen können, lässt sich laut Landeskirchenmusikdirektor Frank Dittmer kaum ermitteln, aber sicher ist: „Es sind zu wenige.“ Er hofft, dass die Initiative, die nun im Pommerschen Kirchenkreis startet, auch im Mecklenburgischen aufgegriffen wird.
Ina Altripp sagt, wenn sie dazu beitragen könnte, dass wenigstens ein paar der Instrumente im Pommerschen Kirchenkreis wieder öfter gespielt würden, sei ihr das ein Vergnügen. „Ich liebe Dorforgeln, jede ist anders“, sagt sie, „es macht einfach total Spaß, sie zu entdecken!“
Auch in ihrem Unterricht soll die Freude an der Musik und am Instrument im Vordergrund stehen. Ina Altripp selbst, studierte Archäologin, hatte erst als 38-Jährige während einer Ausbildung zur C-Musikerin in Greifswald mit dem professionellen Orgelspiel begonnen – während sie schon als Fünfjährige in Bonn am Klavier saß und später in Hamburg eine Zeit lang Schulmusik studierte. „So kann ich mich gut in Erwachsene hineinversetzen, die spät Orgel lernen, und gleichzeitig Kindern ermöglichen, anders als ich selbst früh anzufangen“ sagt sie.