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Aufstehen gegen den Tod

Ausgerechnet in Ost-Berlin, in der atheistischen DDR, auf ein Buch zu stoßen über die Auferstehung, das war schon ein kleines Oster-Erlebnis. Viele Jahre ist es her und es fiel in eine Zeit, als ich immer wieder haderte mit der Vorstellung von einem Leben nach dem Tod. Das war wohl der Grund dafür, dass mich der Titel des Buches in seinen Bann zog: „Aufgestanden gegen den Tod“ hieß es, und ich las die Betonung im Stillen mit: gegen den Tod, stand da, nicht von dem Tod. Ich ahnte, dass mit dieser „ökumenischen Osteranthologie“ neben der christlichen Jenseitshoffnung auch die  Auferstehung im Leben gemeint war, das Aufbegehren gegen Ungerechtigkeit, Angst und Leid.  
Die Autoren des Bandes, den ich trotz zwischenzeitlicher „Erleichterungen“ meiner Bücherregale niemals weggegeben habe, sind Schriftsteller aus aller Welt, die ein politisch waches Auge haben für die vielen Tode mitten im Leben – etwa  die deutsche Theologin Dorothee Sölle, der Südafrikaner James Matthews und  der Chilene Victor Jara.
Begegnungen mit Tod und Leiden, mit Folter, Verfolgung und Ungerechtigkeit schildern ihre Gedichte und Erzählungen – mal voller Verzweiflung, mal mutmachend in der Hoffnung auf eine bessere Zeit, eine bessere Welt  und darauf, dass irgendwann dem Tod kein Reich mehr bleibe, wie es der britische Schriftsteller Dylan Thomas formuliert.
Bis heute freue ich mich über die österliche Begegnung in Ost-Berlin und über den reichen literarischen Schatz an österlichen Erlebnissen. Ich werde ihn hüten.