Die Unabhängige regionale Aufarbeitungskommission (URAK) zur sexualisierten Gewalt soll im Frühjahr des kommenden Jahres in Hessen-Nassau ihre Arbeit aufnehmen. Aktuell werde die Kommission mit sieben Personen besetzt, sagte die Leiterin der Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Petra Knötzle, am Mittwoch vor der in Frankfurt am Main tagenden Synode. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte mit der Missbrauchsbeauftragten des Bundes, Kerstin Claus, die Gründung von bundesweit neun solcher Kommissionen vereinbart.
In Hessen werden die EKHN, die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und die Diakonie Hessen gemeinsam eine URAK bilden, sagte Knötzele. Zur Aufgabe der Kommission gehörten unter anderem eine Erhebung der Zahl von Fällen sexualisierter Gewalt, eine Analyse der Strukturen, die sexualisierte Gewalt ermöglichen und eine Untersuchung des Umgangs mit den Betroffenen.
Der hessische Ruhestandspfarrer Matthias Schwarz, der auch Mitglied der Betroffenenvertretung im Beteiligungsforum ist, bedauerte, dass auf der Synode der EKD-Synode in Würzburg nicht wie beabsichtigt eine Anerkennungsrichtlinie vorgelegt werden konnte. Es gebe ein „hartes Ringen“, sagte Schwarz. Neben Vertretern aus einigen Landeskirchen gebe es auch Stimmen aus der Diakonie, die wirtschaftliche Interessen stärker bewerteten als die Fürsorge für die Menschen, die Leid erfahren haben. Sollten diese sich durchsetzen, werde er sich nicht scheuen, das „öffentlich anzuprangern“, sagte Schwarz.
Positiv bewertete er, dass das Betroffenen-Netzwerk BeNe in Betrieb gegangen sei. Es gebe bereits einen regen Austausch.
Die EKHN arbeite „an einer Kulturveränderung“, die dazu beiträgt, dass Kirchen und diakonische Einrichtungen „sichere Orte für Menschen“ werden, hatte Kirchenpräsident Volker Jung am Vormittag in seinem letzten Bericht zur Synode gesagt. Rückblickend bedauere er, dass die Kirche Fragen nach „systemischen Risiken“ in der Kirche nicht früher mehr Raum gegeben habe.