Im Ruhrbistum hat die Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs ihre Arbeit aufgenommen. Das unabhängige achtköpfige Gremium wählte den ehemaligen Leiter der Rechtsabteilung im Düsseldorfer Schulministerium, Ludger Schrapper, zum Vorsitzenden, wie das Bistum in Essen mitteilte. Die Arbeit der Kommission knüpfe an die im Februar vorgestellte Aufarbeitungsstudie des Instituts für Praxisforschung und Projektbegleitung (IPP) an, hieß es.
Vom Land Nordrhein-Westfalen wurden die ehemalige Oberstaatsanwältin Gerda Berens und der frühere Regierungspräsident von Münster, Reinhard Klenke, benannt. Das Bistum Essen benannte neben Ludger Schrapper die ehemalige Essener Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinsziehr sowie Ulrike Willutzki, Leiterin des Zentrums für Psychische Gesundheit und Psychotherapie (ZPP) an der Universität Witten/Herdecke.
Die Errichtung der Unabhängigen Aufarbeitungskommissionen (UAK) in den deutschen Diözesen geht auf eine 2020 getroffene Vereinbarung zwischen dem damaligen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) zurück, wie das Ruhrbistum erläuterte. Die ehrenamtlich tätigen Kommissionsmitglieder sollen Tatsachen, Ursachen und Folgen von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen im Ruhrbistum erfassen und Strukturen identifizieren, die sexuellen Missbrauch ermöglicht, erleichtert oder dessen Aufdeckung erschwert haben. Auch soll untersucht werden, wie das Bistum Essen in der Vergangenheit mit Tätern und Betroffenen umgegangen ist.
Die Aktualität und die Notwendigkeit einer solchen unabhängigen Aufarbeitung habe sich gerade im Bistum Essen durch das Bekanntwerden der Vorwürfe gegen den früheren Kardinal Franz Hengsbach erneut nachdrücklich erwiesen, betonte das Bistum Essen.
Der neue Vorsitzende der Kommission würdigte die bisherigen Bemühungen des Bistums, sexualisierte Gewalt in der Kirche aufzudecken und das Leid der Betroffenen anzuerkennen. „Die im Februar dieses Jahres veröffentlichte Studie des Instituts für Praxisforschung und Projektbegleitung (IPP) in München, die im Auftrag des Bistums Essen die Fälle sexuellen Missbrauchs seit Gründung des Ruhrbistums beleuchtet hat, zeugt vom Aufarbeitungswillen der Bistumsleitung“, erklärte Schrapper. Zentral für die Arbeit der Aufarbeitungskommission werde der Dialog mit Betroffenen sein, die als Kinder und Jugendliche sexualisierte Gewalt durch Priester und Laien im Kirchendienst erfahren mussten.
Die Kommissionsmitglieder haben den Angaben nach das Recht, in konkreten Fällen Akteneinsicht zu nehmen oder Personen zu bestimmten Sachverhalten zu befragen. Nicht zu den Aufgaben zählt die Entscheidung über finanzielle Entschädigungen für Missbrauchsopfer. In regelmäßigen Abständen soll der Öffentlichkeit berichtet werden. Zur Unterstützung richtet das Bistum Essen eine Geschäftsstelle ein.