Quickborn/Hamburg. Vor zwei Jahren verlor Salim Demir seine Arbeit als Kommissionierer, einen neuen Job fand er nicht. Doch jetzt hat der Quickborner ein neues Talent an sich entdeckt. In der Diakonie-Werkstatt in Quickborn arbeitet er mit Holz. „Das liegt ihm sehr“, sagt Christian Rohde, der Leiter der Einrichtung, die Langzeitarbeitslose wieder zurück in den Arbeitsmarkt bringen will.
Jetzt hat Demir gemeinsam mit seinem ehrenamtlichen Kollegen Artur Maier einen Großauftrag erledigt. Für den Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein haben die beiden 90 Holzkisten gezimmert, für ein Escape-Spiel rund um den Reformator Martin Luther. „Es war die größte Produktion, die wir jemals hatten“, sagt Leiter Rohde.
Befreie die Lutherfigur!
Das Luther-Spiel nutzen Schulklassen und Konfigruppen seit dem vergangenen Jahr. Sie werden in kleinen Gruppen in einem Raum eingeschlossen und müssen mithilfe von zahlreichen Hinweisen eine Lutherfigur finden, um sich zu befreien. Das Spiel kommt schon jetzt in Kisten zu den Teilnehmern, die aber nicht so schön seien und auch nicht so gut zueinander passten, wie Ursula Schmidt-Paul von der Arbeitsstelle „Kirche und Schule“ des Kirchenkreises zugibt.
Insgesamt 90 Luther-Boxen sind entstanden
So entstand die Idee einer „innerkirchlichen Kooperation“, wie Schmidt-Paul es nennt. Anfang März traf sie sich mit den beiden Arbeitern aus der Diakonie-Werkstatt, um über den Auftrag zu sprechen. Sie nahmen den Auftrag an. Als nur ein paar Tage später die Pandemie für viele Einschränkungen sorgte, fragte sich Schmidt-Paul, ob aus den Kisten für das Spiel noch etwas werden würde. Doch die Sorge war unbegründet, denn mit Masken und genügend Abstand konnten Maier und Demir in ihrer Holz-Werkstatt weiterarbeiten.
Insgesamt sind in der Diakonie-Werkstatt 90 Boxen entstanden. Jedes Set besteht aus einer großen Box und drei kleineren. Schulklassen und Konfirmanden werden für das Spiel in mehrere kleine Gruppen eingeteilt, sodass pro Standort mehrere Kisten benötigt werden.
Nachfrage nach dem Luther-Spiel ist groß
Bestellt haben bereits Kirchengemeinden aus Appen, Rellingen, Pinneberg, Ottensen, Altona-Ost, Wedel und Groß Flottbek, die sich demnächst über eine Lieferung freuen können. Weil die Schüler in Gemeindehäusern spielen, sei das Spiel für Schmidt-Paul eine gute Gelegenheit, um junge Menschen an die Kirche heranzuführen.
Für die neuen Boxen musste der Kirchenkreis nur den Materialwert von etwa 740 Euro bezahlen. Außerdem brachte Ursula Schmidt-Paul einen Kuchen und eine Spende für die Kaffeekasse mit zur Übergabe. Arbeitskosten entstanden nicht, denn die Werkstatt der Diakonie arbeitet gemeinnützig. Die insgesamt zwölf Mitarbeiter arbeiten 19,5 Stunden pro Woche als Ein-Euro-Jobber und bekommen 1,30 Euro pro Stunde.
Seit 16 Jahren hilft die Diakonie-Werkstatt Langzeitarbeitslosen
Finanziert wird die Einrichtung zur Hälfte vom Job-Center und zu je 25 Prozent von der Diakonie und der Stadt Quickborn. Hier sollen Menschen arbeiten, die schon längere Zeit ohne Arbeit sind und „Krisen oder Auffälligkeiten im Lebenslauf haben“, wie Leiter Rohde sagt. Die Arbeit in der Diakonie-Werkstatt solle vor allem ihr Selbstbewusstsein stärken.
Seit ihrer Gründung vor 16 Jahren haben in der Einrichtung etwa 200 bis 300 Menschen gearbeitet, von ihnen sind laut Leiter Rohde 84 in ein geregeltes Arbeitsverhältnis gekommen. Neben der Holz-Werkstatt gibt es noch eine Druckerei und eine Fahrrad-Werkstatt, wo Mitarbeiter alte, ausrangierte Räder wieder flottmachen und dann zum Beispiel Flüchtlingen zur Verfügung stellen.