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Atemlose Weihnacht

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Weihnachten und Fernsehen? Für mich kann es da nur eine Antwort geben: Lederstrumpf. Die TV-Abenteuer des Nathaniel „Nat“ Bumppo – als „Wildtöter“, „Falkenauge“ oder eben „Lederstrumpf“ – machten für meinen Bruder und mich die Tage zwischen Weihnachten und Silvester zu einer Zeit der atemlosen Spannung. Wir müssen damals vielleicht elf oder zwölf Jahre alt gewesen sein. Wenn Hellmut Lange als edler Trapper und Scout durch die nordamerikanische Wildnis schritt, dann vergaßen wir alles andere rundherum. Weihnachtsbaum, Geschenke, selbst die Mohnstreusel-Rolle, die Mutter jedes Jahr zu Weihnachten backte – all das spielte keine Rolle mehr. Wir fieberten auf die Fortsetzung am nächsten Tag. Und wenn der vierte Teil dann zu Ende war; ja, dann war auch die Weihnachtszeit irgendwie vorbei. Seltsam, es können nur ein paar Jahre gewesen sein, in denen Lederstrumpf, sein Blutsbruder Chingachgook und dessen Sohn Uncas regelmäßig die Festtage am Fernsehschirm begleiteten. Aber das hat ausgereicht, dass sie in der Erinnerung für mich bis heute mindestens genauso zur Weihnacht gehören wie das Christkind oder die Geschenke unterm Weihnachtsbaum.
Gerd-Matthias Hoeffchen