Endlich Urlaub – so mancher steuert dann gerne wärmere Gefilde im Süden an. Und auch Skandinavien ist beliebt. Das Baltikum im Nordosten Europas haben indes nur wenige Erholungssuchende auf dem Schirm. Dabei kann es durchaus punkten: mit hunderten Kilometern Küste, einzigartigen Wald-, Seen- und Sumpflandschaften sowie Dutzenden seltenen Tier- und Pflanzenarten. Die zweiteilige Arte-Dokumentation “Unterwegs im Baltikum” am Donnerstag, 22. Februar, um 20.15 Uhr auf Arte macht neugierig auf die Region, die vielen Menschen hierzulande weitgehend unbekannt ist.
Benannt ist das Baltikum nach der mittellateinischen Bezeichnung für die Ostsee als “mare balticum”, das “Baltische Meer”. Seit dem 11. Jahrhundert ist diese Bezeichnung in Gebrauch. Filmisch nimmt Arte das Publikum an diesem Abend auf eine bildgewaltige Reise mit – in die Taiga Estlands, auf die Insel Kihnu, in Nationalparks und Natur-Reservate bis hin zu Litauens imposanten Dünen.
Auf dem Land pflegen Menschen jahrtausendealte Handwerke
Für den ersten Teil – “Von Estland bis Lettland” – erkundet die Regisseurin und Autorin Jeannine Apsel ab 20.15 Uhr faszinierende Nationalparks und Natur-Reservate samt ihrer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt. Sie trifft dabei auch ausgesprochen possierliche Flughörnchen, die bis zu 80 Meter durch die Luft gleiten.
Auf dem Land pflegen Menschen teils jahrtausendealte Handwerke. So schlägt Aivar Ruukel im Soomaa-Nationalpark – im Südwesten Estlands – als einer der letzten Einbaum-Bootsbauer Kanus aus einem einzigen Baumstamm aus dem weichem Holz von Zitterpappel und Linde. Schon seit der Steinzeit werden hier Boote auf diese Art gefertigt, ein estnisches Kulturgut. Rund 16 Unikate hat der 57-jährige Bootsbauer bisher in rund 100 Arbeitsstunden angefertigt. So viel Handarbeit hat seinen Preis – 10.000 Euro kostet solch ein besonderes Vehikel.
“Jetzt gibt es Hochwasser auch im Herbst”
Im Film erklärt Naturliebhaber Ruukel das Handwerk, weist aber auch kritisch auf Anzeichen für den Klimawandel im Soomaa-Nationalpark hin: “Wegen des Hochwassers sind unsere Häuser auf Stelzen gebaut. Früher hat uns das Hochwasser nur im Frühjahr erreicht, jetzt aber gibt es Hochwasser auch im Herbst.”
Ebenfalls im kleinsten Land im Baltikum liegt nahe der russischen Grenze die Landgemeinde Alutaguse. Der Nationalpark ist eines der größten zusammenhängenden Waldgebiet Europas – und Heimat von seltenen und gefährdeten Tierarten wie Elchen, Wölfen, Bären. Dort begleitet die Filmcrew Triin Asi und ihren Lebensgefährten Bert Rähni in deren “Bärenwald” mit einer besonderen Beobachtungshütte. Hier bietet das Paar für Besuchende Bären-Beobachtung an und finanziert so seinen Wald.
Fast 13 Stunden – von 17 bis 6 Uhr – wartete das Paar mit dem Filmteam in der Holzhütte: “Es war wie im Kino. Immer wieder kam ein anderes Tier aus dem Dickicht hervor, das war hochspannend”, erinnert sich Apsel.
Die Region veranschaulicht das enge Verhältnis von Mensch und Natur
Teil 2 der Dokumentation – “Von Lettland bis Litauen” – folgt gleich im Anschluss um 20.55 Uhr. Die Hamburger Filmemacherin Milena Schwoge nimmt diese Region in den Blick, weil es Apsel zeitlich nicht möglich war, über das Baltikum und dessen durch 1.400 Kilometer Küste verbundene Staaten Estland, Lettland und Litauen alleine zu berichten.
“Milena hat zuerst mit dem Team in Litauen und Lettland gedreht, dann folgte ein ‘fliegender Wechsel’, und wir sind weiter von Litauen hoch nach Estland gefahren”, erläutert Apsel die Dreharbeiten. Auch wenn sich die beiden Filmemacherinnen vorher nicht kannten, so verbinden sie doch mit der zweiteiligen Dokumentation ein gemeinsames Anliegen: “Beide Filme sollen in erster Linie Lust machen, das Baltikum zu entdecken”, erklärt Schwoge. Die Region veranschauliche das enge Verhältnis von Mensch und Natur. Damit verdeutliche die Dokumentation exemplarisch, wie wichtig respektvoller Umgang mit ihr ist.
“Unterwegs im Baltikum” und “Von Lettland bis Litauen”: 22. Februar, ab 20.15 Uhr, Arte