Nach Jobverlust und drohendem Ehe-Aus zieht es Pharmareferentin Sonja Stellbrink in der ARD-Freitags-Komödie “Vorübergehend glücklich – Vredenhorst” zurück in die heimatliche Provinz. Dort sorgt sie für einigen Wirbel.
Pharmavertreterin Sonja Stellbrink (Franziska Machens) hat ihrer Karriere und ihre Ehe gegen die Wand gefahren. Ihr Arbeitgeber feuert sie, nachdem die Affäre mit einem Kunden aufflog. Auch ihr Mann Lars (Camill Jammal), im selben Unternehmen in der Personalabteilung tätig, ist verletzt und enttäuscht.
Sonja flieht vor dem von ihr selbst angerichteten Schlamassel aus der Großstadt zurück ins heimatliche Nest in einer Kleinstadt im Münsterland. Dort sorgt sie bald für Aufregung, Klatsch und Tratsch. Nicht nur, dass sie mit ihrer Jugendliebe Sascha (Tom Radisch) flirtet; sie pflegt auch die Feindschaft zu dessen Frau (Genija Rykowa) und mischt sich obendrein in die Streitereien in der Ehe ihres Bruders Stephan (Hendrik Heutmann) ein. Und sie bemerkt die Unregelmäßigkeiten in der Abrechnung von Medikamenten in der Apotheke ihres Vaters (Rainer Bock).
Ihren ersten Auftritt hat Sonja in “Vorübergehend glücklich – Vredenhorst” am 15. März um 20.15 Uhr. In “Vorübergehend glücklich – Opimaral” wird ihre Geschichte eine Woche später, am 22. März um 20.15 Uhr, fortgesetzt. Regie führte Christine Rogoll nach Büchern von Anneke Janssen, Thorben Hecht und Christian Martin, die auf einer Idee von Ralf Husmann und Kristin Schade basieren.
Diplomatie und Zurückhaltung waren offenbar noch nie die Stärke von Sonja Stellbrink. Mit ihrer Direktheit und ihrem losen Mundwerk eckt sie seit Kindesbeinen überall an. Ihr fehlt auch das Gespür für die ungeschriebenen Gesetze der Kleinstadt, in der jeder jeden kennt und jeder Klatsch genüsslich verbreitet wird. Ungeniert flirtet sie beim Feuerwehrfest und sonstigen Gelegenheiten mit Sascha, der offenbar noch immer seiner Jugendliebe hinterher trauert und in ihr die ideale Partnerin vermutet.
Für ihren Mann hat Sonja in ihrer kleinen Auszeit keine Zeit. Der fühlt sich bald wie das fünfte Rad am Wagen. Aber er kopiert nach Sonjas Abreise als geheim eingestufte Dokumente im Unternehmen. Sie bestätigen den Verdacht seiner Frau, dass ihre Chefs Testergebnisse vertuschen, um ein Medikament auf den Markt zu bringen.
Sonja interessiert sich kaum für die Beweise aus ihrem gewohnten Arbeitsumfeld. Viel zu sehr ist sie mit den Konflikten an ihrem Zufluchtsort beschäftigt. Die Buchführung ihres Vaters ist ein Alptraum. Das Defizit zwischen dem Bestand an verschreibungspflichtigen Medikamenten und den Bestellungen fällt trotz der Zettelwirtschaft des Vaters sofort ins Auge. Sonja sucht nach Erklärungen für die Diskrepanz, die ihren Vater ins Gefängnis bringen könnte.
Wie ein Wirbelwind fegt Sonja rücksichtslos durch ihren alten Heimatort und scheucht damit alle auf. Offenbar kann sie nicht anders. Sie hat nie gelernt, sich zurückzuhalten. Diese unbekümmerte Offenheit fällt ihr auch leicht – schließlich ist sie sich sicher, dass sie nur für kurze Zeit zurück in ihrer alten Heimat ist und bald schon wieder in der Großstadt leben wird.
Franziska Machens gibt dieser sympathischen Figur, die kein Fettnäpfchen auslässt, von der ersten Minuten einen unverbrüchlichen Optimismus und Zuversicht. Ohne ihre offene Art und Ausstrahlung würden die beiden Filme nicht funktionieren, die tief in die Seele der Provinz eintauchen und sie mit einem liebevoll-kritischen Blick zeigen.