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Archäologen untersuchen ehemalige Richtstätte

Auf dem ehemaligen Galgenberg in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt führt das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) Sachsen-Anhalt derzeit Ausgrabungen durch. Die Untersuchung solcher Orte ermögliche Einblicke in die Strafpraxis des Mittelalters und der frühen Neuzeit, teilte das LDA am Donnerstag in Halle mit.

Historisch nachweisbar sei der Galgen auf dem ehemaligen Galgenberg seit 1662. Zahlreiche Funde menschlicher Skelette und Skelettteile belegten die Ausübung der sogenannten Hohen Gerichtsbarkeit an diesem Platz, der 1809 aufgegeben wurde.

Entdeckt worden sei unter anderem eine Körperbestattung in einem hölzernen Sarg, die im Bereich von Richtstätten sehr selten anzutreffen sei. Das Skelett mit im Bauchbereich gefalteten Händen sei sehr gut erhalten. Darüber hinaus sei dem Toten eine Rosenkranzkette mitgegeben worden. Diese vergleichsweise würdevolle Bestattung deute eher auf eine Selbsttötung hin, hieß es. Personen, die Suizid begangen hätten, sei damals die Bestattung auf einem regulären Friedhof verwehrt geblieben.

In einem weiteren Grab wurde den Angaben zufolge ein auf dem Rücken liegender Mannes entdeckt, dessen Brustbereich unter großen Steinen begraben worden sei. Dabei handelt es sich laut Landesamt möglicherweise um ein sogenanntes „Wiedergängergrab“. Aus Angst vor der Rückkehr des Toten sei damals der Leichnam beschwert worden.

Im vergangenen Jahr seien auch zwei Knochengruben aufgedeckt worden, die in diesem Jahr weiter untersucht werden sollen. Dorthin seien die abgetrennten Körperteile der Gehängten oder Geräderten gebracht worden, hieß es.