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Archäologen lassen mittelalterliches Kaufhaus virtuell auferstehen

Mithilfe einer Computeranimation kann ein mittelalterliches Kaufhaus auf dem Marktplatz von Stendal (Sachsen-Anhalt) virtuell wieder erlebt werden. Wie das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie am Donnerstag in Halle mitteilte, können Interessierte die Dimensionen und das Aussehen des Kaufhauses aus dem 12. Jahrhundert per Tablet oder Smartphone mit Hilfe sogenannter „Augmented Reality“ (dt.: „erweiterter Realität“) am ehemaligen Originalstandort Wirklichkeit werden lassen.

Das Kaufhaus, lateinisch „domus mercatorum“, wurde laut Landesamt ab 1178 erbaut und war rund 60 Meter lang. Es habe sich um eines der ersten profanen Ziegelbauwerke in der Region gehandelt.

Trotz seiner enormen Länge sei das Gebäude mit rund neun Metern Breite recht schmal gewesen. Es bestand den Angaben zufolge aus zwei Reihen von jeweils 15 Läden mit einer jeweils fast quadratischen Seitenlänge von 3,4 Metern. Die fensterlosen Läden im Erdgeschoss dienten demnach als Lager, Kontor und Aufenthaltsraum für die Händler, die ihre Waren auf einem Tisch vor dem Gebäude angeboten hätten.

Mehrere Quellen und archäologische Befunden lassen laut Landesamt auf ein massives Obergeschoss aus Ziegelsteinen schließen. Es habe sich vermutlich um einen saalartigen Raum mit Fenstern gehandelt, der dem Handel mit kostbaren Waren wie Stoffen oder Pelzen vorbehalten gewesen sei.

Anfang des 16. Jahrhunderts wurde das Gebäude abgerissen. Die Überreste seien bei der grundlegenden Sanierung des Stendaler Marktplatzes in den Jahren 2015/16 freigelegt worden.