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Archäologen entdecken Kiefer von Höhlenbären

Groß und bis zu 1.200 Kilogramm schwer soll der steinzeitliche Meister Petz gewesen sein. Archäologinnen und Archäologen sind nun auf sieben erstaunlich gut erhaltene Kieferfragemente von solchen Höhlenbären bei Ausgrabungen zwischen August und Oktober im Landkreis Ansbach gestoßen. Das berichtet das Bayerische Landeamt für Denkmalpflege am Montag in München. Sie datierten vermutlich in die Altsteinzeit und vervollständigten mit anderen Knochen, die bereits bei früheren Untersuchungen im Jahr 2022 gefunden worden seien, das gesamte Skelett des Großtieres.

Der Mitteilung zufolge wurden mehr als 10.000 Tierknochen auf der insgesamt 1.200 Quadratmeter großen Fundstelle in Endsee entdeckt. Sie stammten fast alle vom Höhlenbären. Aber auch Reste eines Oberkiefers und einige Zähne, vermutlich von einer Höhlenhyäne, sowie Knochen von Wildpferden, Mammuts, Nashörnern und Wölfen seien dieses und vergangenes Jahr geborgen worden. Brandspuren an einzelnen kleinen Knochenresten und Steinartefakte mit eindeutigen Bearbeitungsspuren wiesen darauf hin, dass hier nicht nur Tiere lebten, sondern die Gegend um Endsee bereits in der frühen Menschheitsgeschichte aufgesucht worden sei.

Die Vielzahl von Höhlenbärenknochen deuteten darauf hin, dass die am Rande der Frankenhöhe gelegene Fundstelle während der Altsteinzeit von Höhlen geprägt gewesen sein muss, wie es heißt. Im Laufe der Jahrtausende seien die Höhlen vermutlich durch Erosionsprozesse verschwunden. Radiokarbonuntersuchungen an den Tierknochen legten nahe, dass die Höhlen zwischen 45.000 und 25.000 vor Christus von Höhlenbären aufgesucht worden seien, um dort im Winter zu schlafen und um Jungtiere aufzuziehen.

Einzelne Steinwerkzeuge könnten dem ersten Anschein nach aus dem Mittelpaläolithikum (rund 300.000 bis 45.000 vor Christus) stammen, heißt es. In dieser Zeit habe in weiten Teilen Mitteleuropas der Neandertaler gelebt. Ob tatsächlich der Neandertaler oder der anatomisch moderne Mensch (Homo sapiens sapiens) am Fuße des Endseer Burgberges einst seinen Rast- und Jagdplatz gehabt habe, sei noch nicht abschließend geklärt.

Nach der Reinigung und Inventarisierung der Fundstücke durch eine archäologische Grabungsfirma würden die Steinwerkzeuge beim Landesdenkmalamt abgegeben und ihr Verbleib geprüft. Danach stünden sie weiter der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung. Durch Analysen könnte etwa geklärt werden, wie sich die Tiere ernährten.