Die Armut im Land Bremen wächst vor allem bei Familien und Älteren. Das zeigten aktuelle Zahlen der Arbeitnehmerkammer Bremen, wie die Kammer am Freitag mitteilte. Demnach wachsen zwei von fünf Kindern und Jugendlichen in einkommensarmen Familien auf. Die Verbreitung von Einkommensarmut sei in Bremen und Bremerhaven im Bundesvergleich am höchsten. Die vollständige Analyse ist im neuen „KammerKompakt“ zusammengefasst, die online abgerufen werden kann.
Seit dem Ende der Corona-Pandemie steige auch die Altersarmut im Land. Mittlerweile gilt laut der Kammer in Bremen jeder Vierte über 65 Jahren als arm. Als einkommensarm gilt, wer in einem Haushalt lebt, der mit weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens auskommen muss. Die Armutsgrenze habe 2023 bei 1.247 Euro netto für einen Ein-Personen-Haushalt gelegen. Im Land Bremen galten damit 198.000 Menschen in diesem Sinne als arm. Das betreffe mehr als jeden vierten Haushalt.
Die meisten Empfängerinnen und Empfänger von Sozialleistungen seien erwerbstätig oder stünden dem Arbeitsmarkt aus guten Gründen nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung, betonten die Autoren der Analyse. Viele Menschen müssten wegen zu geringer Löhne ihr Einkommen mit Bürgergeld aufstocken. Laut der Arbeitnehmerkammer bezogen Ende 2023 in der Stadt Bremen 53.237 Menschen und in Bremerhaven 14.096 Personen Bürgergeld.
Der Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer, Peer Rosenthal, appellierte an die kommende Bundesregierung, die EU-Mindestlohnrichtlinie umzusetzen. Damit müsse der Mindestlohn in Deutschland von derzeit 12,82 Euro auf etwa 15 Euro steigen. Außerdem müsse zügig ein einfach umsetzbares, pauschales Pro-Kopf-Klimageld eingeführt werden. Mit der neuen CO2-Bepreisung ab 2027 würden die Energiepreise steigen, was Menschen mit wenig Geld besonders stark belaste.
Am 3. März tagt in der Hansestadt die Landesarmutskonferenz. Im Mittelpunkt stehen laut den Organisatoren die Folgen der Klimakrise für Menschen mit wenig Geld. Arme Menschen seien im besonderen Maße davon betroffen.